Was Theosophie nicht ist! Unwahre Anschuldigungen gegenüber der Theosophie

Eine Verteidigungsschrift zur Widerlegung zahlreicher Anschuldigungen gegenüber der Theosophie.

Blick von der Festung Königstein in Sachsen

Index

Es geht hier um die zahlreiche Vorwürfe gegen Helena Petrovna Blavatsky und ihre Lehren, frei nach dem Motto: viel Feind viel Ehr', welche sich in drei größere Gruppen zusammenfassen lassen:

Im Folgenden werden diese Vorwürfe in der gebotenen Kürze behandelt.

Gesamtlesedauer: 25 min.

Zusammenfassung

Helena Petrovna Blavatsky war im 19. Jh. einer der bekanntesten und auch eine der humansten Persönlichkeiten, aber auch eine der umstrittensten, was nicht zuletzt auch mit ihren medialen Fähigkeiten und ihrem Lebenswerk zu tun hat. Sie trat an, um die Menschen von den Fesseln des im Europa des 19. Jh. herrschenden spirituellen Gefangenschaft zu befreien -- im Westen, mit östlichen Lehren. Dies mag dem ein oder anderen eine Vorstellung geben, warum die Theosophie im Allgemeinen und Blavatsky im Besonderen mit einer Vielzahl von massiven Problemen zu kämpfen hatte.

Die Vorwürfe entbehren jeglicher Substanz, auch wenn sie zum Teil über ein Jahrhundert aufrecht erhalten werden konnten. Helena Blavatsky war sicher keine lügende, betrügende, stehlende, rassistische, antisemitische, geisterbeschwörende Nazi-Satanisten-Hexe. Das bezeugen vor allem ihre Taten, ihr Lebenswerk und auch die theosophischen Lehren haben mit dergleichen nicht das Geringste zu tun. Und das selbst heute noch diese falschen Vorwürfe verbreitet werden und das nicht selten sogar in einem wissenchaftlichen oder qualitätsjournalistischem Gewand, ist traurig.

Fakt und der wahrnehmbaren Realität entsprechend ist folgendes:

  • Sie hat eine Theosophische Gesellschaft mitbegründet, die als oberstes Ziel die Bildung einer universellen Bruderschaft der Menschheit ohne Unterschied von Rasse (damals ein üblicher Begriff für Ethnie), Glaube, Geschlecht, Kaste und Farbe zum Ziel hat
  • Aus ihren Lehren geht eindeutig hervor, dass sie Verbrüderung, Versöhnung und Menschenliebe lehrt und die Quintessenz der theosophische Lehren ist ein tugendhaftes Leben zu führen, d.h. ein Leben der Barmherzigkeit, Selbstlosigkeit und Nächstenliebe etc.
  • Man wird von den weltweit zahlreichen theosophische Organisationen kein rassisisches, satanistisches, antisemitisches, nationalsozialistisches Wort hören, ganz im Gegenteil setzen sich alle ebenso für Versöhnung und Verbrüderung der Menschheit bzw. für ein spirituelles Leben der Nächstenliebe und Barmherzigkeit ein und sie alle gründen ihre Ansichten auf den Lehren Blavatskys
  • Während des Nationalsozialismus waren die Theosophischen Gesellschaften in Deutschland verboten und Theosophen wurden verfolgt

D.h. aber mitnichten, das der Autor allen Äußerungen die Blavatsky je tätigte, zustimmt. Wer hat denn nicht schon Fehler gemacht oder Unsinn geredet. Auch Blavatsky war unvollkommen wie wir alle. Es finden sich einige Äußerungen von ihr, von denen sich der Autor klar und deutlich distanziert, nicht nur aufgrund eines sensiblen Blickes aus dem 21. Jh. Jeder Mensch wird schlecht erscheinen, bewertet man ihn nur nach seinen Fehlern. Das Lebenswerk Blavatskys, ihre Lehre, hat aber nichts zu tun mit dem, wozu sie bei ihren Kritikern gerne gemacht werden soll, was jeder auch leicht einsehen wird, der sich tatsächlich unvoreingenommen mit ihre Lehre, ihrem Wirken und ihrem Leben befasst.

Betrugs-, Lügen- und Plagiarismus-Vorwürfe

Die Betrugs- und Lügen-Vorwürfe gründen vor allem im Hodgson-Report, der eindeutig als die Wurzel dieser Art von Anschuldigungen ausgemacht werden kann. Dieser Report wurde 1885 von R. Hodgson erstellt, der im Auftrag der Society for Psychical Research (SPR) die verschiedenen paranormalen Phänomene rund um Madame Blavatsky untersuchte. Der Bericht bezeichnete sie abschließend als „gebildetste, genialste und interessanteste Schwindlerin in der Geschichte“. Dieser Report war damals eine weltweite Sensation und erschütterte bzw. schwächte die damalige noch relativ junge neuzeitliche theosophische Welt nachhaltig, wie auch die Vertrauenswürdigkeit Madame Blavatskys. Damit hatte sie bis zum Ende ihres Lebens zu kämpfen und sie litt schwer unter diesen und den zahlreichen anderen falschen Anschuldigen. Wesentliche Vorwürfe des Reports waren Trickbetrügerei, d.h. sie habe die zahlreichen Phänomene, welche sie hervorbrachte, nur durch Betrug hervorbringen können (Coulomb-Affäre) und auch, sie habe die Briefe ihrer tibetanisch-hinduistischen Lehrer alle selbst geschrieben.

Es hat einhundert Jahre gedauert, bis das anerkannte Mitglied der SPR, Dr. Vernon Harrison, ein Experte in Sachen Fälschungsfragen, bewies, dass der Hodgson-Report vollkommen unhaltbar ist und die Anschuldigungen falsch sind und mehr noch, dass es sich bei den Coulomb-Briefen, die der Ausgangspunkt der Ermittlungen waren, selbst um Fälschungen handelte.

Ich zitiere: "Dr. Harrison kommt zu dem Schluss: 'Im Laufe der detaillierten Untersuchung dieses Berichts wird man sich mehr und mehr bewusst, dass Hodgson bereit war, jeden noch so trivialen oder fragwürdigen Beweis zu verwenden, um H.P.B. zu belasten, während er alle Beweise ignorierte, die zu ihren Gunsten verwendet werden konnten. Sein Bericht ist gespickt mit verzerrten Aussagen, Vermutungen, die als Tatsachen oder wahrscheinliche Tatsachen dargestellt werden, unbestätigten Aussagen von ungenannten Zeugen, der Auswahl von Beweisen und regelrechten Unwahrheiten.'

Sofern sich die SPR an ihre eigenen Regeln gehalten hätte, so Harrison, hätte der Hodgson-Report niemals veröffentlicht werden dürfen. Die SPR hat daraufhin den Bericht 1986 unter der Überschrift „Madame Blavatsky wurde zu Unrecht beschuldigt“ widerrufen (s. hier (PDF)).

Dennoch wurde der Report sehr oft 100 Jahre lang zitiert, wenn es um Theosophie und H.P. Blavatsky ging und mitunter werden die Lügen- und Fälschungsvorwürfe noch heute verbreitet, bspw. in dem man den Hodgson-Report und dessen Inhalt erwähnt, aber seinen Widerruf, sei es wissentlich oder nicht, unerwähnt lässt. Genaueres dazu findet sich im Buch „H. P. Blavatsky und die SPR – eine Untersuchung des Hodgson -Berichts aus dem Jahre 1885“ von Dr. Vernon Harrison, erschienen in der Theosophischer Verlag GmbH, in dem alle Beweise zu finden sind, die den Hodgsons-Report eindeutig widerlegen.

Die Plagiarimsusvorwürfe lassen sich u. a. auf William Emmette Coleman zurückführen, der ihr vorwarf, ihre Werke „Isis entschleiert“ und „Die Geheimlehre“ seien nur Kompilationen aus anderen Werken und auch, sie habe dort ohne Angabe der Quellen plagiiert. Mr. Coleman war an einigen verleumderischen Anschuldigungen gegenüber Blavatsky (HPB) beteiligt und bereits dort stellte sich heraus, dass er die Unwahrheit sagte (bspw. in der Coulomb-Affäre, s.o.). Er war ein Spiritist („Geisterbeschwörer“) und hegte – offen zugegeben – einen Hass gegenüber Theosophie, welche ab einen bestimmten Zeitpunkt sehr kritisch gegenüber dem damaligen Spiritismus agierte.

Und er legte bei seinen Vorwürfe Maßstäbe an die Arbeit HPBs an, die er weder bei seinen eigenen Veröffentlichungen noch bei denen anderer Wissenschaftler anlegte. Er unterschied einfach nicht zwischen Sekundär- und Primärquellen. HPBs sogenannte „Plagiate“ waren eine damals übliche Praxis. Wenn man bspw. aus einem Essay von Emerson zitiert, wäre dieses Essay die primäre Quelle. Wenn man aber Emerson zitiert, wie er Shakespeare zitiert, würde diesen Teil betreffend Emersons Essay die Sekundärquelle genannt werden. Mr. Coleman war in so einem Fall der Ansicht, man müsse dergleichen immer vollständig in einer Fußnote angeben, nicht nur Shakespeares Zitat, sondern auch die Quelle woher dieses Shakespeares-Zitat entnommen wurde, in dem eben genannten Bsp. also Emmersons Essay. Damals war die Vorgehensweise von HPB normal, heute löst man das Problem durch die Angabe eines Literaturverzeichnisses zumeist am Ende eines Buches.

Und nachdem er diese Verleumdungen kurz nach dem Tod Blavatskys veröffentlichte, wendete er sich der Geheimlehre zu. Ohne Seitenangaben (!) hinsichtlich der Plagiatsvorwürfe und deren Quellen behauptete er einfach hunderte von Plagiaten aus zahlreichen Büchern ausfindig gemacht zu haben und versicherte den Lesern seiner in Zeitungen und Zeitschriften lancierten Artikel immer wieder, die konkreten Beweise dafür in einem eigenen Buch zu diesem Thema herauszubringen. Aber 16 Jahre vergingen bis zu seinem Tod, ohne dass er dieses Versprechen hielt und ein solches Buch mit konkreten Beweisen seiner schwerwiegenden Vorwürfe wurde niemals veröffentlicht.

Eine mühevolle und genaue Prüfung seiner Anschuldigungen hinsichtlich eines Buches (Professor Alexander Winchell’s „World-Life“) ergab folgendes Ergebnis: Behauptet wurden von Mr. Coleman 70 Plagiate, die genaue Prüfung ergab lediglich sechs Passagen, wobei auch in diesen sechs Fällen wie oben beschrieben (Primär-, Sekundärquelle) im damaligen Kontext „rechtlich“ nicht von Plagiaten gesprochen werden kann. Kein Wunder also, dass er sein oft angekündigtes Buch niemals veröffentlichte. Der Schaden seiner Unwahrheiten aber war immens und auch sie werden mitunter heute immer noch verbreitet. Näheres zu Mr. Coleman und seinen Vorwürfen findet sich in Sylvia Cranstons Biografie „HPB Leben und Werk der Helena Blavatsky Begründerin der modernen Theosophie“.

Bei ähnlichen Vorwürfen, sie hätte bspw. „Die Geheimlehre“ nur kompiliert aus anderen Werken und enthalte nichts originäres, zeigen sich jene, die dies behaupten, in Unwissenheit gegenüber der Geheimlehre selbst. Denn sie haben offensichtlich noch nocht einmal das 1. Drittel des 1. Bandes gelesen. Es wird dort nämlich relativ schnell klar, das der Geheimlehre einige Strophen aus einem (vormals) esoterischen Werk zu Grunde liegen, die anhand zahlreicher Philosophien, Glaubenssystemen und Religionen erklärt bzw. unterlegt werden, in diesem Sinne auch schlichte, vergleichende Religionswissenschaft. Und davon abgesehen hat sie durchaus eigene, originäre Gedanken und Sichtweisen geäußert.

Es gib in dieser Kategorie noch weitere Vorwürfe, bspw. das Buch des Dzyan betreffend. Ihr wird mitunter auch vorgeworfen, ihre Tibetreise erfunden zu haben. Sie versuchte mindestens einmal 1853 vergeblich in Tibet einzureisen, hielt sich dort jedoch tatsächlich mindestens in der Zeit von 1868 bis 1870 auf. Für Blavatskys Behauptungen sprechen die allgemein angenommenen Tatsachen ihrer im Westen bis dahin ungekannten Beschreibungen über die Stadt Xigazê und ihre großen Kenntnisse des Mahayana-Buddhismus, die ihr von zahlreichen angesehenen buddhistischen Gelehrten ihrer Zeit bescheinigt wurden, Wissen, welches damals im 19. Jh. in keiner westlichen Bibliothek hätte gefunden werden können.

Auch ein Herr Namens Dr. Cous verleumdete Madame Blavatsky und ihr Umfeld in verschiedenen publikumswirksamen Veröffentlichungen. Eine dieser falschen Anschuldigung war die eines angedichteten unehelichen Kindes mit einem Freund der Familie Madame Blavatskys, worauf hin sich HPB genötigt sah, sich von Gynäkologen bestätigten zu lassen, dass sie nie ein Kind geboren hat (in dem sie sich ihre Jungfräulichkeit bestätigen lies)! Aufgrund dieser von mehreren Ärzten erteilten Bescheinigung unterlag die amerikanische Zeitung „Sun“ New York, die diese Verleumdung abdruckte, vor Gericht und veröffentlichte (post mortem) am 26.09.1892 (S.5) (JPG, lokal, 20 MB) eine Gegendarstellung "The Esoteric She" von William Q. Judge (s. a. Cranstons "Extraordinary Life and Influence of Helena Blavatsky").

Aus all diesen lange widerlegten Verleumdungen kann man auch heute noch eine bunte Mischung von Betrugs-, Lügen- und Plagiarismus-Vorwürfen zusammenstellen, die auch durch 100 Jahre Wiederholungen nicht wahrhaftiger werden, aber leider immer und immer wieder zu lesen sind.

Rassismus-, Nationalsozialismus- und Antisemitismus-Vorwürfe

Der Rassimsusvorwurf ist ungerechtfertigt, lastet aber heute umso schwerer auf der Theosophie. Die Geheimlehre entstand im 19. Jh. Sie wurde 1888 erstmals publiziert. Man muss wissen, was damals in der wissenschaftlichen Gemeinde aktuell bzw. als Theorie anerkannt war, um manche Äußerungen in der Geheimlehre richtig einordnen zu können. Es wird hier als Beweis u. a. ein Zitat aus dem Buch „Das Menschengeschlecht“ von Jean Louis Armand de Quatrefages angeführt, einem sehr angesehen frz. Zoologen und Anthropologen des 19. Jh., der auch ein anerkanntes Mitglied der frz. Akademie der Wissenschaften war. In diesem Buch kann man im Kapitel 23 „Bildung von Bastardrassen im Menschenreiche“ folgendes lesen:

Wenn ich übrigens denen entgegentrete, welche die Bastardrassen ganz und gar herabwürdigen wollen, so bin ich doch weit davon entfernt, anzunehmen, die Kreuzungen hätten überall einen befriedigenden Erfolg. Gehören die geschlechtlich sich vereinigenden Individuen den niedrigen Rassen an, dann erhebt sich das Produkt nicht über die Stufe, welche von den Eltern eingenommen wird. (Quelle: Das Menschengeschlecht, de Quatrefages, Brockhaus Verlag, 1878, S. 333 )

Auch Wikipedia klärt über die Tatsache auf, das:

Die Unterscheidung verschiedener Rassen, insbesondere von höheren zivilisierten Rassen einerseits und niederen Rassen andererseits damals unter Zoologen weit verbreitet war. (Quelle: Wikipedia de.wikipedia.org/wiki/Louis_Agassiz oder auch de.wikipedia.org/wiki/Rassentheorie, Stand 2013)

Diese damals mehr oder weniger wissenschaftlich fundierten Überzeugungen und solche Formulierungen finden sich bei fast allen Anthropologen des 19. Jh., wie bspw. bei Edward B. Tylor, Louis Agassiz und auch in anderen Gebieten schon seit der Aufklärung, wie z. Bsp. bei Kant und vielen seiner Zeitgenossen.

In der Geheimlehre rezitierte H.P. Blavatsky, da wissenschaftliche Betrachtungen einen guten Teil der Geheimlehre ausmachen, in Band zwei mitunter diese Sichtweise der damaligen Anthropologie. Aber ihre bzw. die theosophische Sichtweise war jedoch immer sehr klar, denn sie sagte auch:

Außerdem gibt es noch eine andere Seite auf die wir Theosophen immer hinweisen. In Wirklichkeit gibt es keine >minderen Rassen<, denn alle sind eins in einer gemeinsamen Menschheit. („H.P.B. Leben und Werk der Helena Blavatsky Begründerin der modernen Theosophie“ von Sylvia Cranston und Carey Williams, Edition Adyar, 2. Aufl. 1995, S. 400)

Eine Sichtweise, die auch in der Geheimlehre deutlich wird:

Auf diese Art wird der für die Einteilung der Menschheit in höhere und niedere Rassen gegebene Grund hinfällig und wird zum Trugschluss. (Die Geheimlehre, Band 2, Strophe XII)

Sie greift also die damals aktuelle wissenschaftliche Sichtweise auf, welche demnach auch vereinzelt in der Geheimlehre zu finden, macht aber andererseits deutlich, dass diese Sichtweise falsch ist. Nun vergesse ndas ihre Kritiker leider zumneist. Man muss sich auch vor Augen halten, dass Helena Blavatsky eine theosophische Gesellschaft gründete, deren oberstes Ziel die „Bildung einer universellen Bruderschaft der Menschheit ohne Unterschied von Rasse, Glaube, Geschlecht, Kaste und Farbe“ war. Diese Frau war also im 19. Jh., als sich Wissenschaft und Gesellschaft noch Rassentheorien widmete und schlimmer noch, auch minderwertiges Leben daraus ableitete, einer der humansten und in diesem Sinne fortschrittlichsten Menschen ihrer Zeit. Einen solchen Menschen ernsthaft (einen auch nur inhärenten) Rassismus zu unterstellen -- der nach verunftgemäßer Definition dort beginnt, wo die Gleichwertigkeit des Lebens abgestritten wird -- ist an Widersinnigkeit nur schwer zu überbieten.

H. P. Blavatsky nutzt in der Geheimlehre die Begriffe Wurzel- und Unterrasse. Das klingt aus heutiger Sicht extrem bösartig. Das was Madame Blavatsky im 19. Jh. in ihren Lehren derart bezeichnete, muss aber im Sinne von Menschheit verstanden werden. Alle derzeitigen Menschen leben nach diesen Lehren in der fünften von insgesamt sieben Menschheiten (Wurzelrassen) und in der fünften von sieben Entwicklungsstufen (Unterrassen) innerhalb dieser fünften Menschheit. (s. dazu bspw. die Studienausgabe der Geheimlehre von Frank Troemmel, Adyar Theosophische Gesellschaft, S. 617: „Die fünfte Wurzelrasse ist also unsere Menschheit.“ oder „Die Geheimlehre“, Band 1, Kommentar zur Strophe XII). Und sie nutzt ferner das Wort Rasse als Synonym für Wurzelrasse. Alles in allen also erhebliches Potenzial für Missdeutungen. Fakt aber ist, dass der Begriff Wurzelrasse, Unterrasse etc. noch nicht einmal mit dem damaligen biologischen oder anthropologischen Rassenbegriff zu tun hat.

Neben der erwähnten Tatsache, dass es im 19. Jh. die herrschende wissenschaftliche Lehre war, nicht nur von Rassen, sondern auch von "niederen Rassen" im Bezug zum Menschenreich zu sprechen und das im Zusammenhang mit einer durch die verschiedenen Kulturstufen der Völker abgeleiteten rassespezifischen Intelligenz, kommt hinzu, dass heute viele denken, das jemand der (im 19. Jh.) den Terminus Rasse nutzte, zwangsläufig ein Rassist sein müsse, was aber nicht zutreffend ist. Der Begriff Rasse beschreibt eine Einteilungsart von Menschen nach spezifischen Parametern, mag man dem nun zustimmen oder nicht. Aber Rassismus ist eine Einstellung, die verschiedene Menschengruppen als minderweritg darstellt. D.h. auch, dass selbst eine Rassentheorie erst rassistisch wird, wenn sie den verschiedenen Rassen eine unterschiedliche Wertigkeit beilegt, was Theosophie ohnehin nicht tut, denn sie betont ja gerade die Gleichwertigkeit aller Menschen und Völker.

Und letzteres wird auch in wissenschaftlicher Literatur anerkannt. Der international anerkannte Rassimsus-Experte jüdischer Herkunft, George L. Mosse, schreibt:

Die Theosophie selbst war nicht rassistisch. („Die Geschichte des Rassismus in Europa“ von George L. Mosse, Fischer, Frankfurt, 1990, reprint 2006, S. 119)

Weiter schreibt H. P. Blavatsky in der Geheimlehre von Ariern, ein Wort, dass im 19. Jh. vom Religionswissenschaftler Max Müller als Bezeichnung einer indogermanischen Sprachgruppe eingeführt wurde. Auch dabei handelte es sich um einen damals allgemein genutzten wissenschaftlichen Begriff im Allgemeinen ohne jegliche negative Konnotation. Helena Blavatsky bezeichnete so die gegenwärtige fünfte Menschheit, so wie sie bspw. die dritte Menschheit die lemurische Menschheit nannte (ebenso in Anlehnung an damalige wissenschaftliche Spekulationen). Den Begriff Arier mit einer „germanischen Herrenrasse“ in Verbindung zu bringen, wird dem Franzosen Joseph Arthur de Gobineau um 1855 zugeschrieben. Es existiert ein international anerkanntes wissenschaftliches Grundlagenwerk zu diesem Themenbereich und dort kann man dazu folgendes lesen:

Der Rassimsus war für die ariosophische Darstellung der nationalen Konflikte und der deutschen Tugenden von grundlegender Bedeutung. Arthur de Gobineaus Schrift über die Überlegenheit der nordisch-arischen Rasse (…) war ein früher Klassiker. (…) Da die Sozialdarwinisten von der Notwendigkeit eines Existenzkampfes überzeugt waren, meinte man den Ariern (oder vielmehr den Deutschen) das Schicksal des Untergangs ersparen zu können, wenn man nur die Rasse rein hielt. Dieser schrille Aufruf zum rohen Rassenkampf und zur eugenischen Reform fand im Deutschland der Jahrhundertwende bereits Akzeptanz. (…) Die zentrale Bedeutung des „arischen“ Rassismus in der Ariosophie, wenn auch mit okkulten Begriffen der Theosophie vermischt, lässt sich auf Besorgnisse um die Rasse im deutschen Sozialdarwinismus zurückführen. (Quelle: Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus von Nicholas Goddrick-Clarke, marixverlag, Lizenzausgabe 2004, S. 13):

Und die Ariosophie ist die einzige wissenschaftlich fundierte Möglichkeit, um überhaupt irgendeine Verbindung zwischen Nationalsozialismus und Theosophie herzustellen. Und in dem Missbrauch einiger weniger theosophischer Begriffe durch Ariosophen finden sich die Wurzeln vieler falscher Anschuldigungen hinsichtlich der Annahme, die Theosophie habe den Nationalsozialismus inspiriert, denn oft wird es so dargestellt, als stammte der Rassismus der Ariosophie aus der Theosophie, was aber wiederum definitiv falsch ist und für jemanden, der sich nur einmal mit theosophischer Primärliteratur tatsächlich auseinandergesetzt hat, nur falsch sein kann.

Der Nationalsozialismus nutzte das Hakenkreuz oder die Swastika. Das war bzw. ist ein archaisches Symbol mit vielerlei Bedeutungen (zumeist das eines Glücksbringers) in sehr vielen Religionen und es wurde von Archäologen auf fast allen Kontinenten gefunden. Auch das wird nun heute wieder allgemein bekannt, d. h. die ursprüngliche Verwendung als ein universelles, heiliges und religiöses Symbol sehr vieler Völker. Aufgrund dessen wurde es in der Geheimlehre auch erläutert und es war außerdem Teil ihres persönlichen Siegels und später auch Teil des Siegels der Theosophischen Gesellschaft. Aber auch dieses Symbol war damals vollkommen frei von den heute vorherrschenden Assoziationen diesbezüglich. Noch über ein halbes Jahrhundert sollte vergehe bis die Swastika unter Hitler zu einem Symbol des Schreckens wurde und das ganz bestimmt nicht aufgrund theosophischer Lehren.

Wenn auch eher selten, so wird HPB bzw. ihren Lehren mitunter auch Antisemitismus vorgeworfen. Sie kritisiert in ihren Schriften die jüdische Religion -- die ungeachtet dessen einen großen Platz in ihren Lehren einnimt -- als eine sehr materialistische Religion. Sie kritisiert auch andere Religionen und Kritik ist nicht verboten. Fakt ist jedoch das ganze Gegenteil, denn sie verteidigte sogar öffentlich Menschen jüdischen Glaubens gegen die damals wohl gängie „Juden-Hetze“ breiter Gesellschaftsschichten, bspw. wie folgt:

Dies ist ganz klar und unmissverständlich. Die unglücklichen, [um ihre Religion] beraubten Israeliten werden der Entführung christlicher Kinder beschuldigt, die sie angeblich enthaupten, um sie zum Zwecke der Zauberei als Orakelköpfe zu nutzen! Wie weit wird die Bigotterie und Intoleranz [...] in diesem Land als nächsten gehen, frage ich mich? (Quelle: H.P. Blavatsky, Theosophist, November, 1886)

Erst kürzlich (2024) schrieb "Der Spiegel" über Blavatsky plakativ, dass Blavatsky das Judentum für eine "Religion des Hasses" hielt. Das vollständige Zitat (Geheimlehre, Bd. 2, S. 471 in der engl. Originalausgabe) lautet:

Der Phallusdienst entwickelte sich jedoch erst mit dem allmählichen Verlust der Schlüssel zu der inneren Bedeutung der religiösen Symbole; und es gab eine Zeit, da die Israeliten einen ebenso reinen Glauben besaßen wie die Arier [Arier hier bei ihr i.S.v. Hinduismus]. Aber jetzt ist der Judaismus, der einzig auf den Phallusdienst aufgebaut ist, zu einem der jüngsten Glaubensbekenntnisse Asiens geworden und theologisch eine Religion des Hasses und der Böswilligkeit gegen jeden und alles außerhalb ihrer selbst. Philo Judaeus zeigt, was der echte hebräische Glaube war. Die heiligen Schriften, sagt er, schreiben vor, was wir tun sollten..., die Heiden und ihre Gesetze und Institutionen zu hassen.
Worin der Antisemitismus bzw. Antijudaismus in Europas Geschichte wurzelt und wozu er führte ist, jedem belesenen Menschen heute klar. Die Theosophie hat sich allerdings dergleichen nicht schuldig gemacht! Dennoch, und auch das möchte ich deutlich formulieren, distanziere ich mich von vielen Äußerungen Blavatskys, die heute in jedem Fall nicht mehr tragbar sind und die auch nichts mit ihrer oder der eigentlichen Lehre zu tun haben, denn diese sagt dergleichen nicht ansatzweise aus. Der allgemeine Ton war damals sehr viel rauher und Schriften, die über 150 Jahre alt sind, müssen im damaligen Sozialkontext gesehen werden.

Sonstige, wie bspw. Weltverschwörungs-, Völkermord-, Satanismus- und Hexerei-Vorwürfe

Der Vorwurf die theosophischen Lehren rechtfertigen Völkermord stammt aus einem Falschverständnis der karmischen Lehre. Karma ist das Gesetz der Wiedervergeltung bzw. der ausgleichenden Gerechtigkeit. Wer aber ein Verständnis von Karma lehrt, dass alles Schicksal sei, in einem fatalistischen Sinne, bspw. in dem man sogar sein eigenes negatives Handeln gegenüber anderen als eigenes und den Opfern gegenüber als festgeschriebene Schicksal versteht oder aber lehrt, dass es unnötig wäre, anderen die in Not sind, zu helfen, weil ihre Not ja ihr festgeschriebenes und damit gerechtes karmisches Schicksal sei, der lehrt weder das ursprüngliche Verständnis von Karma noch lehrt er es nach den theosophischen Lehren Madame Blavatskys.

Dort wo Karma richtig gelehrt wurde, wie bspw. von Madame Blavatsky, dort wurde immer auch Selbstverantwortung und Nächstenliebe gelehrt, was die zwei eben genannten falschen Ansichten bezüglich Karma, wie überhaupt auch den Vorwurf der Rechtfertigung des Völkermords, ad absurdum führen.

Wer nicht praktischen Altruismus pflegt, wer nicht bereit ist, seinen letzten Bissen mit einem anderen zu teilen, der schwächer oder ärmer ist als er, wer es verabsäumt, seinem Mitmenschen zu helfen, wo immer er ihn leiden sieht, und welcher Rasse, welchem Volk, welchem Glauben immer er angehören mag, wer sich dem Schrei des menschlichen Elends taub zeigt, wer hört, wie ein Unschuldiger verleumdet wird, und ihn nicht verteidigt, als wäre es er selbst, der ist kein Theosoph. (Praktischer Okkultismus, Helena Petrovna Blavatsky, Adyar-Verlag Graz, 1. Aufl. 1977, S. 66 f.)

Es wird aber nicht nur Selbstlosigkeit, Barmherzigkeit und Nächstenliebe ohne Unterschied von Herkunft und Glaube etc. von ihr gelehrt, sondern auch Selbstverantwortung:

Es ist nicht die Welle, die einen Menschen ertränkt, sondern die persönliche Handlung des Wichtes, welcher vorsätzlich hingeht und sich unter die unpersönliche Wirkung der Gesetze begiebt, welche die Bewegung des Ozeans beherrschen. Das Karma schafft nichts, noch plant es. Der Mensch ist es, welcher plant und Ursachen schafft, und das karmische Gesetz gleicht die Wirkungen aus, welche Ausgleichung keine Handlung ist, sondern universale Harmonie, welche immer ihre ursprüngliche Lage wieder einzunehmen strebt, wie ein Bogen, welcher, zu gewaltsam niedergebogen, mit entsprechender Kraft zurückspringt. (…) Karma ist ein unbedingtes und ewiges Gesetz in der Welt der Offenbarung; und da es nur ein Unbedingtes, als Eine ewige immer gegenwärtige Ursache geben kann, so können Karmagläubige nicht als Atheisten oder Materialisten betrachtet werden - noch weniger als Fatalisten. (Quelle: Geheimlehre, Bd. II)

Wer also die Lehren beim Wort nimmt, wird niemals einem so falschen Verständnis von Karma anhängen, welches bspw. Völkermord rechtfertigt, ein gegenüber der Theosophie nicht weniger falscher Vorwurf, als die bereits genannten.

Das ewig unerkennbare und unerfaßbare Kârana allein, die unverursachte Ursache aller Ursachen, sollte seinen Schrein und Altar auf dem heiligen und immer unbetretenen Boden unseres Herzens haben – unsichtbar, unberührbar, unausgesprochen, ausgenommen von der „noch schwachen Stimme“ unseres geistigen Bewußtseins. Jene, die demselben ihre Verehrung darbringen, sollten es thun in der Stille und in der geheiligten Einsamkeit ihrer Seelen; indem sie ihren Geist zum einzigen Mittler zwischen sich und dem Universalgeiste machen, ihre guten Handlungen zu den alleinigen Priestern, und ihre sündigen Neigungen zu den einzigen sichtbaren und gegenständlichen Opferdarbringungen vor der GEGENWART. (Qelle: Die Geheimlehre, Bd I, Strophe VII )

Die eben angeführten Worte H. P. Blavatskys aus der Geheimlehre sind nun nicht gerade das, was ein Teufel predigen würde und dennoch, immer wieder muss man sich als Theosoph auch Vorwürfe gefallen lassen, man hänge einem Glauben an, der den Teufel anbetet oder verherrlicht, sei also Anhänger des Satanismus. Die Quelle dieser Vorwürfe lässt sich zumeist auf ein Missverständnis des Namens „Lucifer“ zurückführen und wird gerne neben Teufelsgläubigen (i.S. der Kirche) auch von so genannten Verschwörungstheoretikern aufgegriffen.

Das Bild des Teufels, der heute leider gemeinhin auch mit Lucifer identifiziert wird, ist in nicht nur in Europa von der Kirche geprägt. Aber das ganze vorkirchliche Altertum hindurch verstand man unter „Satan“ u. a. nur eine Seite der Medaille, denn das absolute, höchste und immer unerfassbare Prinzip offenbart sich stets als Licht und Schatten, als Gutes und Böses, als Geist und Materie, d. h. als zwei Seiten einer Medaille, wobei die Medaille selbst das ewig unerkennbare Absolute ist. Die Erfindung des kirchlichen Teufels ist, nicht nur nach Meinung des Autors, wie so oft in den kirchlichen Lehren, eine Missdeutung und Falschauslegung anderer von der Kirche entlehnter, älterer und mehr philosophischer Lehren.

Wenn ein Theosoph von Luzifer spricht, dann spricht er von ihm im Sinne bspw. eines griechischen Prometheus, dem Feuer oder Lichtbringer und er versteht zudem das Feuer als Sinnbild des geistigen und damit guten Prinzips. Und das geschichtliche Ereignis, welches sich hinter dieser ursprünglichen Allegorie verbirgt, wurde bereits kurz im dritten Teil der Einführung in die theosophischen Lehren geschildert, denn die hohen spirituellen oder göttlichen Wesen, die den Mensch in der dritten Menschheit mit Intellekt und Selbstbewusstsein begabten, wurden zu den „Gefallenen Engeln“, aber nicht weil sie böse waren, sondern da sich einige von ihnen auch auf Erden inkarnierten (fallen mussten) um Menschen zu werden, d. h. sie „fielen vom Himmel auf die Erde“, und diese gefallenen Engel wurden dann später in der Kirche zur Unterstützung der kirchlichen Dogmen letztlich zum Teufel und seiner Schar. Das ursprüngliche Verständnis von Luzifer, auch das der biblischen Lehren, findet sich auch auf Wikipedia wie folgt:

Luzifer, auch Lucifer, ist der lateinische Name des Morgensterns (Venus). Wörtlich übersetzt bedeutet er „Lichtträger“ (zu lat. lux, „Licht“ und ferre, „tragen, bringen“). Im Lauf der Zeit wurde im christlichen Sprachgebrauch der Begriff Luzifer gleichbedeutend mit einem Namen des Teufels. (...) An zahlreichen Stellen der Vulgata steht der Begriff „Luzifer“ für den Morgenstern, ohne dass dies in einer Beziehung mit dem Teufel stünde, so etwa im Buch Hiob (11,17 und 38,32), im Buch der Psalmen (108,3). (...) In der Offenbarung des Johannes (22,16) spricht Christus von sich als dem „strahlenden Morgenstern“ (lat. stella splendida matutina). Aus diesem Grund hielten die frühen Christen Luzifer für einen Beinamen Christi.

Diese letztgenannte Sichtweise kommt dem ursprünglichen und philosophischen nicht kirchlichen Verständnis von Luzifer schon nahe, jedoch hält man heute allein den kirchlichen Teufel für das richtige Synonym für Luzifer, aus Unwissenheit selbst von Menschen verbreitet, die nichts mit der Kirche oder dem kirchlichen Christentum zu tun haben, wie oftmals Verschwörungstheoretiker.

Man vernimmt ab und an auch den Vorwurf, Madame Blavatsky hätte die Geheimlehre mit Hilfe von Geistern niedergeschrieben bzw. im Rahmen spiritistischer Praktiken (Geisterbeschwörung, heute Channeling), indem also ihre Lehrer, die sie als Meister bezeichnete, fälschlicherweise als Geister ausgegeben werden.

Der Spiritismus (Geisterbeschwörung) war eine relativ große Bewegung zu ihrer Zeit und das durch alle Schichten der Gesellschaft und zudem eine Bewegung, die an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele glaubte, eine Wahrheit, die auch die Theosophie lehrt. H. P. Blavatsky wollte die Bekanntheit bzw. das Interesse an Spiritismus nutzen und ab einem bestimmten Zeitpunkt (Frühjahr 1875 lt. Ihrem Notizbuch) diesbezüglich vor allem aufklären, blieb aber Zeit ihres Lebens gegenüber diesen Praktiken sehr negativ eingestellt. Dem „Theosophischen Glossar“ von Blavatsky zur Folge bedeutet Spiritismus (heute Channeling) eine Degradierung menschlicher und göttlicher Seelen und eine Entehrung der Toten, die schon im Altertum als Nekromantie bzw. schwarze Magie bezeichnet wurde. Ihre ablehnende Haltung wurde besonders in einigen ihrer Briefe an ihre Verwandten sehr deutlich, in denen sie die Wesen, die mit spiritistischen Medien in Kontakt treten, als „ekelhafte, seelenlose Schatten irdischer Körper“ und als „Abschaum irdischer Leidenschaften“ charakterisierte, die der befreiten Seele der Persönlichkeit nicht in ihre himmlischen Gefilde folgen konnten und für ein zweites Sterben in der irdischen Sphäre zurückgelassen wurden. Ein Vorwurf, sie wäre für praktischen Spiritismus eingetreten, ist demzufolge ebenso falsch (theoretischer Spiritismus ist einfach nur ein Glaube, wie viele andere Glaubenssysteme).

Anhänger der theosophische Lehre Blavatskys lehnen aber nicht nur eine solche Kommunikation bzw. spiritistische Praktiken ab, sondern jegliche rituelle Magie (selbst Gebete), was schon bei Meditation anfängt (Ausnahme hier: die Meditation dient der Charakterveredelung, in dem man sich also seiner Fehler bewusst wird, um noch tugendhafter zu werden) und Yoga einschließt, denn dies ist ursprünglich, auch wenn dies heute aufgrund der Kommerzialisierung nicht mehr wahrgenommen wird, eine Art praktische Magie, die in der Theosophie strikt und gut begründet abgelehnt wird.

Theosophie wird neben dem bereits erwähnten Verleumdungen auch auf eine andere Art im fast unüberschaubaren Markt der Verschwörungstheorien „verarbeitet“. Laut vieler Anhänger dieser Subkultur arbeitet die Theosophie aktiv an einer Weltverschwörung mit, deren Ziel die Weltherrschaft verschiedener Dunkel-Mächte ist, die sich bspw. durch Bestrebungen einer „Neuen Weltordnung“ (NWO) äußern. Vermischt sind diese Art von Theorien zumeist mit dem Satanismus-Vorwurf (s. o.).

Die Theosophie strebt aber nicht eine Vereinigung von Allem oder Abschaffung der Religionen an, sondern eine Versöhnung und Verbrüderung. Wohingegen doch aber die Ziele der „NWO“ dem allgemeinen Übereinkommen der Verschwörungstheoriker-Szene nach vermeintlich darauf hinauslaufen, alles in einem „Eine-Welt-Staat“ zu vereinheitlichen und deren Endziel letztlich die vollkommene und unwiderrufliche Versklavung der gesamten Menschheit sein soll, nach einigen Ansichten erst, nachdem gute zwei Drittel davon ausgerottet wurden.

Und in diesen Verschwörungstheorien werden die Menschen vor allen mit Macht, Geld und sinnlichen Freuden oder Angst gelockt und manipuliert und mit Unterhaltungsprogrammen verblödet, um an dieser Weltverschwörung mitzuarbeiten oder sich ihr bewusst oder unbewusst unterzuordnen. Aber ein wahrer Theosoph, der die Vernunft und mithin den gesunden Menschenverstand an erste Stelle stellt und der an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele glaubt und deshalb vor allem ein tugendhaftes Leben führt, also weder etwas auf materiellen Besitz gibt, noch auf sinnliche Freuden, noch auch vor irgendetwas und auch nicht vor dem irdischen Tod Angst hat, der wäre nun genau die Art von Mensch, der in keinster Weise von irgendetwas weder zu verführen, zu manipulieren noch zu unterwerfen wäre. Und damit stellt sich der Theosoph nun gerade als das Gegenteil des Menschenbildes dar, was die „Dunkelmächte“ angeblich erreichen möchten. Es wäre mit anderen Worten sehr gefährlich für die „Weltverschwörung“, wenn alle Menschen wahre Theosophen wären. ggf. denken hierüber mal einige „VT'ler“ etwas genauer nach.

Und das die Theosophie einen Anklang im Bereich der Verschwörungstheorien findet, mag auch den Umstand geschuldet sein, das zum einen die Freimaurerei in den Verschwörungstheoretiker-Kreisen als ein williges Instrument der Weltverschwörung dient und zum anderen Madame Blavatsky mit einer sehr hohen freimaurerischen Auszeichnung bedacht wurde, jedoch für ihre theosophischen und nicht freimaurerischen Leistungen. Dennoch hat sie sich in den freimaurerischen Kreisen mit einigen Äußerungen nicht gerade beliebt gemacht, bspw. wenn sie sagt, die „sogenannten „Maurerischen Geheimnissen“, die jetzt die des Polichinelle (frz. für Kasperle oder Hans-Wurst) geworden sind“ (Die Geheimlehre, Bd. I, Zweiter Teil Abteilung I) oder aber, wenn sie die Schottische Loge als reine politische Einrichtung bezeichnet (Die Geheimlehre, Bd. III, Mysterien und Maurerei).

Nachdem nun die Verleumdungen hier so breit zu Wort kommen mussten, soll nun abschließend William Quan Judge zu Wort kommen, einer ihrer engsten Mitarbeiter, Freunde und Mitbegründer der Theosophischen Gesellschaft:

(...) Und heute gibt es Scharen von (…) guten und ehrenhaften Männern und Frauen, die bestrebt sind, ihr eigenes Leben und das jener anderen Menschen zu verbessern, deren Hoffnungen und Bestrebungen auf die Weisheitsreligionen begründet sind, die durch [H. P. Blavatsky] Bemühungen im Westen wieder belebt wurde, und die dankbar bekennen, dass ihr kostbarster Besitz das Ergebnis [von HPBs] mühevollen und selbstaufopfernden Leben ist. Wenn sie ihrerseits gerecht leben und Gutes tun, so werden sie nichts anderes tun, als Beispiele jener Lehre zu geben, die sie täglich lehrte und stündlich lebte. (H.P.B. Leben und Werk der Helena Blavatsky Begründerin der modernen Theosophie von Sylvia Cranston und Carey Williams, Edition Adyar, 2. Aufl. 1995, S. 454)

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