Gefahren der Esoterik und Theosophie

Eine Warnung vor praktischen Aspekten

Ein umgekehrtes Gefahrenschild mit einem Totenkopf

Gesamtlesedauer: 8 Minuten

Wie alles ist auch die Magie – d. h. praktische Esoterik – dual. Sie kann zum Guten und auch zum Schlechten genutzt werden. Sie führt entweder zur göttlichen, weißen Magie oder zur schwarzen Magie, der Zauberei. Die Grenze die beide voneinander trennt ist sehr dünn. Man kann es nicht oft genug wiederholen:

Werden, wie auch immer man es nennen mag, göttliche oder geistige Kräfte mit der Absicht des Egoismus bzw. der Selbstsucht verwendet, sind sie also darauf gerichtet selbst einen Vorteil zu erlangen oder noch schlimmer, anderen Schaden zuzufügen, dann werden diese Kräfte missbraucht und es handelt sich um schwarze Magie. Sofern derartige Kräfte mit einem reinen Herzen aus Nächstenliebe zum Wohle anderer Menschen genutzt werden, dann handelt es sich um weiße Magie. Wenn auch nicht allein entscheidend, so ist die Absicht des Handelnden auch bei der Ausübung von Magie hinsichtlich seines Wohl und Wehe von großer Bedeutung.

Aber selbst wenn die Absicht gut ist, ist bezüglich magischer Handlungen vor allem eine außerordentliche Reinheit von allergrößter Wichtigkeit. Denn ganz abgesehen von der Absicht macht bereits die kleinste, auch unwillentlich aufsteigende niedere Regung aus einem Magier sofort einen Zauberer.

Das ist es, wovor die Theosophie Blavatskys an vielen Stellen warnt. Ihr Buch „Praktische Okkultismus“ beinhaltet vor allem Tipps für ein tugendhafteres Leben, aber keine „Zaubersprüche“. Sie beschreibt darin unter anderem, was für eine Lebensweise nötig ist, um überhaupt an das Thema praktische Esoterik, sprich „Magie“, denken zu können. Um sich eine genauere Vorstellung machen zu können, was in diesem Kontext unter notwendiger Reinheit verstanden wird, folgt eine Aufzählung von Regeln, die die Lebensführung derer betrifft, die den Weg praktischer Esoterik gehen möchten.

Das Denken muss vollständig geläutert sein, der Schüler mit allem und jeden in Frieden. Allen Nichtigkeiten des Lebens und materiellen Besitz muss entsagt werden. Der Schüler muss sich sorgfältig von äußeren Einflüssen abschließen, d. h. sehr zurückgezogen leben und weder von anderen Menschen oder Tieren berührt werden noch sie berühren. Er muss gegen innere und äußere Reize vollkommen unempfindlich sein. Und nicht zuletzt muss er absolut keusch bzw. vollkommen tugendhaft leben. („Praktische Okkultismus“, Blavatsky, sinngemäß zusammenfassend wiedergebenen)

Das sind einige von 73 Regeln, die bereits deutlich zeigen, dass es für die ganz überwiegende Mehrheit der Menschen, insbesondere in diesem Teil der Welt, so gut wie unmöglich ist, die Voraussetzungen zu erfüllen, um den Weg praktischer Magie gefahrlos beschreiten zu können. Denn das, was heute in der westlichen Welt unter einem normalen Leben verstanden wird, d. h. ein materiell-irdisch-sinnliches Leben, auch wenn man relativ tugendhaft ist, verträgt sich absolut nicht mit den hohen Anforderungen der Magie.

Entsprechend sind auch die Empfehlungen sehr deutlich: Die Theosophie warnt ausdrücklich davor und rät jedem davon ab, sich mit der praktischen Seite der Weisheitswissenschaft zu beschäftigen, egal in welcher Hinsicht, egal mit welcher Intention und egal in welcher Lebensverfassung.

Theoretische Betrachtungen sind zumeist ungefährlich. Aber sobald jemand beginnt praktische Übungen bzw. Rituale zu vollziehen, begibt er sich augenblicklich in ein Gebiet mit zahlreichen Gefahren und Verantwortlichkeiten.

Nur im Rahmen der Adeptschaft kann der nötige Schutz und das nötige Wissen geboten werden, um sich seiner Seele sicher zu sein, wenn es um praktische Esoterik bzw. Magie geht. Die Gefahren für experimentierende Laien lauern diesbezüglich überall. Selbst das theoretische Studium bestimmter Abhandlungen birgt gewisse Gefahren in sich. Namentlich nennt Blavatsky in diesem Zusammenhang die mystischen Charaktere, Alphabete und Zahlen der großen Kabbala. Insbesondere die Zahlen sind gefährlich, weil sie am schnellsten bei der Hervorbringung von Wirkungen sind und das mit oder ohne Willen des Experimentators.

Dabei müssen nicht unbedingt direkte physische Wirkungen bemerkbar werden, die noch relativ ungefährlich sind, zumindest gegenüber den viel größeren moralischen Wirkungen. Der Grund für diese Gefahr findet sich ihrer Meinung nach in der „Wissenschaft der Entsprechungen“, gleich ob alphabetisch, numerisch oder verbal. Alle Wesen vom Höchsten bis zum Niedersten haben ihre besondere Zahl, die zugleich die Quelle ihrer Eigenschaften ist. Und demnach gibt es gute wie schlechte Zahlen, gute wie schlechte Worte, gute wie schlechte Symbole und alle haben ihre mehr oder weniger starke verborgene Wirkung.

Neben der Unterscheidung zwischen schwarzer und weißer Magie aufgrund der Absichten kann auch noch eine bezüglich der wirkenden Kräfte gemacht werden. Es gibt die göttliche Magie, die nur der Mensch ausführen kann, der vollkommen geläutert und ein Adept der rechten Hand ist. Seine Kräfte kommen vom Geist. Die schwarze Magie ist hingegen gezwungen sich hauptsächlich mit ritueller Magie zu beschäftigen und die niederen, elementalen Ordnungen der astralen Ebene für ihre Ziele zu nutzen.

Während Ersteres die Vervollkommnung der eigenen Seele ist, ist Letzteres die Schändung der Seele. Ersteres ist für den normal sterblichen Menschen in diesem Leben unerreichbar. Jedoch ist die Fähigkeit der Zaubersprüche und deren Anwendung sowie Wirkungen durch Rituale zu erzielen verhältnismäßig leicht erlernbar. Die dann wirkenden Kräfte entstammen der astralen Ebene, eine Ebene der Täuschung und zahlreicher Gefahren.

Wer sich gegen jegliche theosophische Empfehlung auf den Weg praktischer Übungen begibt, der wird allein aufgrund seiner Unvollkommenheit auf den linken Pfad der Zauberei abgleiten, unwissentlich unbekannte Kräfte anziehen, die mit ihm spielen und ihn letztlich unterwerfen werden. Er wird psychisches und physisches Leid über sich – und aufgrund der feinstofflichen Verbundenheit – auch über seine Angehörigen bringen, ohne das er jemals auch nur richtig vermuten würde, wo diese Leiden herkommen.

Das was sich bspw. Medien offenbart – während spiritistischen Sitzungen (heute Channeling oder Geisterbeschwörungen genannt) oder anderen nekromantisch-schwarzmagischen Praktiken – wird im theosophischen Weltbild Schalen genannt. Es handelt sich dabei um die in den niederen Sphären zurückgelassenen bzw. abgegossenen Phantome Verstorbener, d.h. jene Rückstände, die zu unrein sind, um in die geistige Welt überzugehen. Diese werden zum Leben erweckt bzw. erlangen Bewusstsein und relative Intelligenz nur auf Kosten des Mediums. Es handelt sich dabei in 99,999 % der Fälle nicht um höhere Wesen und schon gar nicht um die Seelen Verstorbener.

Durch solche Praktiken und Kontakte schädigt sich das Medium körperlich, seelisch und psychisch. Derartige Wesenheiten geben sich gerne aus als Geistführer, Engel, verstorbene Berühmtheiten oder Verwandte usw. aus, um das Interesse ihrer Opfer zu wecken und Macht über sie zu erlangen. So können sie weiterhin ihren Trieben nachgehen bzw. halten sich möglichst lange energetisch schadlos, sprich lebendig. Sie können nur über Dinge Mitteilung geben, die sie in der menschlichen Aura wahrnehmen (wo jedoch alle Lebenseindrücke etc. des Menschen gespeichert sind). Es tummeln sich auf dieser Ebene zudem auch andere Kräfte, um jene, welche sich durch solche oder andere strikt abzulehnende okkulte Praktiken für diese Ebenen leichtsinnig öffnen, mehr oder weniger subtil für ihre Zwecke zu nutzen.

Selbst beim scheinbar harmlosen Thema Meditation sollten Unterschiede gemacht werden. Denn Meditation ist nur dann eine gute Sache, wenn sie der Charakterveredelung dient, indem man sich bspw. in Anbetracht der Vollkommenheit göttlicher Wesenheiten und der Unvollkommenheit seiner eigenen Persönlichkeit klar darüber wird, woran man zu arbeiten hat, um ein tugendhafterer und damit geistigerer Mensch zu werden.

Echte Konzentration und Meditation, bewusst und vorsichtig, über das eigene Selbst im Lichte des inneren göttlichen Menschen und der Paramitas (Tugenden), ist eine ausgezeichnete Sache… aber „für Yoga sitzen“, mit einer nur oberflächlichen und oft entstellten Kenntnis der wirklichen Ausübung, ist nahezu ausnahmslos verderblich; denn zehn gegen eins wird der Schüler entweder mediumistische Kräfte in sich entwickeln oder Zeit verlieren. Bevor sich jemand in ein so gefährliches Experiment stürzt und über eine eingehende Prüfung seines niederen Selbst und von dessen Wandel im Leben […] hinauszugehen sucht, würde er gut tun, zumindest den Unterschied zwischen den zwei Aspekten der „Magie“ kennen zu lernen […] und sich versichern, dass er durch das „sitzen für Yoga“ ohne Erfahrung, sowie ohne Führung, die ihm die Gefahren zeigt, nicht täglich und stündlich die Grenzen des Göttlichen überschreitet, um in das Satanische zu verfallen (Geheimlehre, Band 3, S. 490)

Yoga war ursprünglich praktische Magie, auch wenn das heute im Westen aufgrund der Kommerzialisierung nicht mehr wahrgenommen wird. Es kann daher streng gesehen nicht gut sein in Anbetracht des allgemeinen Zustands der Menschheit im Verhältnis zur nötigen Reinheit bei derartigen Praktiken. Sich mit etwas gut zu fühlen, muss nicht gleichbedeutend damit sein, dass es auch seelisch gut ist, an Drogen ist das sehr einfach zu erkennen. Es gibt zahlreiche sportliche Alternativen, die weniger Problempotenzial aufweisen.

Und nichts gegen eine aktive, strukturierte, positive Lebens- und Denkweise o.ä., aber man muss in diesem Zusammenhang ausdrücklich auch vor der heute so zahlreichen Selbsthilfe-Literatur warnen, wenn sie Menschen dazu ermutigt, Reichtum, Erfolg, Gesundheit etc. mittels irgendwelcher psychischer, geistiger oder mentaler Kräfte zu erlangen und sie so dazu auffordert, sorglos solche Kräfte missbräuchlich in den Dienst des reinen Egoismus zu stellen.

Auch das Gebet ist nur eine veredelnde Handlung, wenn es gänzlich losgelöst von Selbstsucht und ein inniger Wunsch für das Wohl anderer Menschen ist. Dennoch wird auch das Gebet in theosophischer Hinsicht nicht praktiziert. Beten schwächt in dieser Sichtweise die Selbstverantwortung und das Selbstbewusstsein. Und selbst wenn man sich an die Regeln hielte und nur für das Wohl anderer beten würde, kommt man vernunftgemäß schnell zur Einsicht, dass es anstatt für eine andere Person zu beten, doch sehr viel hilfreicher wäre, etwas für diese Person zu tun.

In letzter Konsequenz ist jeder, der seinen Intellekt bzw. Willen, d. h. geistig-mentale Kräfte, über das notwendige bzw. vernünftige Maß hinaus nutzt, um übermäßig egoistischen oder materiellen Bestrebungen zu folgen, ein Mensch, der diese Kräfte mehr oder minder missbraucht. Die andauernde Betonung der Selbstlosigkeit in esoterischen Lehren kommt nicht von ungefähr. Das große menschliche Potenzial birgt eine große Verantwortung in sich und man muss nicht schwarzmagische Rituale durchführen, um sich in seelischer Hinsicht auf gefährliches Terrain zu begeben.

Und selbst wenn dem ein oder anderen gerade die letzteren Ausführungen etwas übertrieben erscheinen, so sollte doch eines klar geworden sein: Lasst unbedingt die Finger von jeglicher Art der praktischen Seite der Esoterik, egal wie verlockend es sein mag, wenn euch euer Seelenheil lieb ist!

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Alle Artikel zum Thema Theosophie

Nach dem Studium dieser Inhalte hast Du einen guten Überblick und bereits auch
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Definition, Erklärung, Selbstverständnis

Wer war Helena Balavtsky?

Ein Leben für die Theosophie

Was ist „Die Geheimlehre“?

Grundlagendwerk spiritueller Literatur

Was sind die Strophen oder das Buch des Dzyan?

Alle Strophen der mystischen Grundlage der Geheimlehre

Wie ist das theosophische Weltbild?

Kurze Einführung und Überblick über die theosophische Lehre

Was ist die Theosophische Gesellschaft?

Ihre Mission und ihre Zukunft, Artikel von H.P. Blavatsky

Die theosophische Bewegung

Geschichte und aktueller Status

Gefahren der Theosophie

Warnung vor esoterischen Aspekten

Was Theosophie nicht ist

Eine kleine Verteidigungsschrift

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