Unser Zyklus und der nächste

Die westliche Gesellschaft, insbesondere des 19. Jh., und was ihr im kommenden Zyklus bevorstehen könnte

Die Sonne sendet die ersten Strahlen nach einer Sonnenfinsternis auf die Erde.

(Gesamtlesedauer: 30 Min.:)

The world's great age begins anew,
The golden days return,
The earth doth like a snake renew
Her winter weeds outworn. – SHELLEY

Mein Freund, das goldene Zeitalter ist vergangen,
Nur die Guten haben die Macht, es zurückzubringen - GOETHE

Was hatte der Autor von „Der entfesselte Prometheus“ beim schreiben über die Rückkehr der goldenen Tage und dem Neuanfang eines großen Weltzeitalters vor seinem geistigen Auge? Hat seine poetische Weitsicht seine „Vision des neunzehnten Jahrhunderts“ in das „einhundert und neunzehnte“ getragen oder hat ihm diese Vision in prächtigen Bildern die Dinge offenbart, die kommen werden und die Dinge sind, die waren?

Fichte versichert uns, es ist „ein häufig auftretendes Phänomen, vor allem in vergangenen Zeiten“, dass das „was wir sein werden, durch etwas gezeigt wird, was wir schon einmal waren, und dass das, was wir zu erhalten haben, als etwas dargestellt wird, das wir vormals verloren haben“ und er fügt hinzu, „was Rousseau, unter dem Namen des Zustands der Natur, und alte Dichter, durch die Bezeichnung des Goldenen Zeitalters hinter uns platzierten haben, tatsächlich vor uns liegt.“

So lautet auch Tennysons Idee, wenn er sagt:

Old writers push'd the happy seasons back – The more fools they – we forward: dreamers both. ...

Glücklich der Optimist, in dessen Herzen die Nachtigall der Hoffnung immer noch singen kann, mit all der Ungerechtigkeit und all dem kalten Egoismus der Gegenwart vor Augen! Unser Jahrhundert ist ein überhebliches Zeitalter, und so stolz wie es scheinheilig, so grausam, wie es arglistig ist.

Oh ihr Götter, was für eine Heuchelei und tatsächliches Sakrileg in Angesicht jeglicher Wahrheit, ist dieses unsere Jahrhundert, mit all seiner prahlerischen Heiligkeit und Frömmelei! Wahrlich, „Pecksniffian“ sollte dein Name sein, oh, neunzehntes der christlichen Ära. Denn du hast mehr Heuchler auf einem Quadratmeter deines zivilisierten Boden erzeugt, als die Antike in vielen Ländern und über sehr lange Zeiten jemals ausgebrütet hat. Und dein moderner Pecksniff, beiderlei Geschlechts, ist "so durch und durch vom Geist der Falschheit durchdrungen, dass er selbst in der Trunkenheit moralisch ist und selbst in der Schande und Entdeckung kokettiert", wie es der Autor von Martin Chuzzlewit ausdrückt.

Wenn das stimmt, wie schrecklich doch Fichtes Aussage ist! Es ist schrecklich jenseits jeglicher Worte. Sollen wir denn in der Zukunft des wiederkehrenden Zyklus erwarten, dass wiederzubekommen, was „wir bereits einmal erlebt haben“, oder das, was wir jetzt sind? Um einen Blick in den zukünftigen Zyklus zu erhalten, haben wir also nur die Situation um uns herum in der heutigen Zeit zu untersuchen. Was finden wir?

Anstelle von Wahrheit und Aufrichtigkeit treten Anstand und kalte, kultivierte Höflichkeit, mit einem Wort: Verstellung. Fälschung auf jeder Ebene; Fälschung der moralischen Nahrung und dieselbe Fälschung der essbaren Nahrung. Margarinebutter für die Seele und Margarinebutter für den Magen; Schönheit und frische Farben außen, und Fäulnis und Verderbnis innen. Das Leben - eine lange Rennbahn, eine fieberhafte Jagd, deren Ziel ein Turm aus selbstsüchtigem Ehrgeiz, aus Stolz und Eitelkeit, aus Geld- und Ehrsucht ist, und bei der die menschlichen Leidenschaften die Reiter und unsere schwächeren Brüder die Pferde sind. Bei diesem schrecklichen Hindernislauf wird der Pokal mit dem Herzblut und den Leiden zahlloser Mitmenschen erkauft und um den Preis der geistigen Selbsterniedrigung gewonnen.

Wer, in diesem Jahrhundert, würde sich erlauben zu sagen, was er denkt? Es braucht einen tapferen Menschen, heutzutage, um die Wahrheit auszusprechen, ohne Angst, und selbst das nur unter persönlichen Risiken und Kosten. Denn das Gesetz verbietet es die Wahrheit zu sagen, außer unter Zwang, in seinen Gerichten und unter Androhung von Meineid. Wenn Lügen über sie erzählt werden, öffentlich und im Druck, sind sie vollkommen machtlos – sofern nicht reich – den Mund ihres Verleumder zu schließen und letztlich werden sie zum Verleumder; wenn man die Zunge im Zaum hält bezüglich einer in eigener Gegenwart begangenen Missetat, so werden die Freunde einen für einen Teilnehmer – einen Mittäter halten. Die Aussprache der ehrlichen Meinung ist unmöglich geworden in diesem, unseren Zyklus. Der gerade gescheiterte Gesetzesentwurf zur Aufhebung der „Blasphemie-Gesetze“ ist ein guter Beweis dafür.

Die Pall Mall Gazette veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 13. April einige einschlägige Argumente zu diesem Thema; die eine sehr einseitige Sichtweise darstellen, und können deshalb cum grano salis [„mit einem Korn Salz“ oder sinngemäß „nur mit einem Körnchen Wahrheit“] akzeptiert werden. Sie erinnert den Leser daran, dass das wahre Prinzip der Blasphemie-Gesetze „vor langer Zeit von Fürst Macaulay begründet wurde“, und fügt hinzu:

Eigene religiöse oder unreligiöse Meinungen mit größtmöglicher Freiheit zu äußern ist eine Sache; seine Ansichten offensiv darzulegen, und so andere Menschen zu empören und zu verletzten, ist eine andere Sache. Sie können jegliche Kleidung tragen, welche sie möchten, in ihrem eigenen Haus, aber wenn ein Mensch Anspruch darauf erhebt, auf der Regent-Street nur in sein Hemd gekleidet zu erscheinen, würde die Öffentlichkeit ein Recht haben zu widersprechen. Angenommen, ein eifriger Mensch würde alle Werbetafeln von London mit „Comic“-Bildern der Kreuzigung plakatieren, so sollte das sicherlich eine Straftat sein, auch in den Augen derer, die nicht glauben, dass die Kreuzigung überhaupt passiert ist.

Gerade so. Religiös oder unreligiös, in unserer Zeit, so viel wie Sie möchten, aber nicht beleidigend sein, und es nicht wagen, „andere Menschen zu empören und zu verletzten“. [Aber] sind denn hier unter andere Leute nur Christen zu verstehen und werden keine anderen Personen in Betracht gezogen? Außerdem ist der Grenzbereich, welcher sich für das Gericht ergibt bedrohlich groß, denn wer weiß, wo die Grenzlinie zu ziehen ist! Um ganz unparteiisch und fair in ihrem Urteil in diesen besonderen Angelegenheiten zu sein, sollte die Jury eine Mischung aus sechs Christen und sechs „Ungläubigen“ sein. Ist uns in unserer Jugend nicht gelehrt worden, dass Themis eine Göttin mit verbundenen Augen nur in der Antike und bei den Heiden war. Seit dem nun – nachdem das Christentum und die Zivilisation ihr die Augen öffneten – erlaubt diese Allegorie nun zwei Versionen.

Und wir sind bestrebt, die bessere der zwei Möglichkeiten anzunehmen, und das denken über das Recht ist [zudem] bei den meisten ehrfürchtig und so kommen wir zu folgenden Schlussfolgerungen: auch hinsichtlich des Gesetzes, muss das, was die Soße für die Gans ist, auch die Soße für den Gänserich sein [oder was dem einen recht ist, ist dem anderen billig, sollte also beiden zukommen]. Deshalb, wenn dieses Gesetz administriert wird, müssen die „Blasphemie-Gesetze“, ihre Wohltätigkeit für alle Beteiligten nachweisen, „ohne Unterschied der Rasse [heute Ethnie], Hautfarbe oder Religion“, wie wir es in der Theosophie sagen.

Nun, wenn das Gesetz also gerecht ist, sollte es unparteiisch für alle gelten. Sollte man es also dahingehend verstehen, dass es „Empörung und Verletzung“ Jedermanns Gefühle verbietet, oder einfach nur jene der Christen? Wenn Ersteres, dann muss es auch Theosophen, Spiritisten, die vielen Millionen von Heiden, welche die barmherzige Fügung ihrer Majestät zu Untertanen gemacht hat, und sogar die Freidenker und Materialisten, von denen einige sehr dünnhäutig sind, einschließen. Es kann aber nicht Letzteres bedeuten, das hieße, dass „Gesetz“ allein auf den Gott die Christen zu beschränken; noch würden wir davon ausgehen, hier eine solch sündige Auffassung [auch nur] zu vermuten.

„Blasphemie“ ist ein Wort seiner Anwendung nach nicht nur gültig für Gott, Christus und dem Heiligen Geist, nicht nur für die Jungfrau und die Heiligen, sondern für jeden Gott oder jede Göttin. Dieser Begriff, mit dem gleichen strafrechtlichen Verständnis, existierte bei den Griechen, den Römern und in den älteren Zeiten der Ägypter vor unserer Zeitrechnung. „Du sollst die Götter nicht schmähen“ (Plural), steht in Vers 28 des Kapitels XXII Exodus, als „Gott“ vom Berg Sinai spricht. So viel zugegeben, was wird aus unseren Freunden, den Missionaren? Wenn durchgesetzt, verspricht ihnen dieses Gesetz keine sehr schönen Zeiten. Wir haben Mitleid mit ihnen, sind doch die Blasphemie-Gesetze über ihren Köpfen aufgehängt wie ein Damokles-Schwert; denn unter allen unflätigen Lästerern gegen Gott und die Götter der anderen Völker, sind sie die Bedeutsamsten.

Warum sollten es ihnen erlaubt sein, dieses Gesetz zu brechen, gegen Vishnu, Durga oder jeden Fetisch; gegen Buddha, Mohammed oder sogar einen Spuk, indem doch ein Spiritist aufrichtig seine tote Mutter erkennt, nur nicht einem „Ungläubigen“ gegenüber Jehova? In den Augen dieses Gesetzes, muss Hanuman, der Affengott, so gut wie jeder der trinitarischen Gottheiten geschützt werden; andernfalls wäre das Gesetz blinder als jemals zuvor. Mehr noch, neben dessen Heiligkeit in den Augen der zahlreichen Millionen Inder, ist Hanuman nicht weniger liebreizend auch für die sensiblen Herzen der Darwinisten; und Blasphemie gegen unseren Cousin ersten Grades, den schwanzlosen Pavian, ist sicher, „ein verletzendes Gefühl“ für Mr. Messers.

Gleiches Recht für alle, auch für die vielen Hindu-Theosophen. Wir garantieren, dass der, der „Comic-Bilder der Kreuzigung“ zur Schau stellt, eine Straftat gegen dieses Gesetz begeht. Aber dann auch derjenige, der Krishna verspottet und die Allegorie seiner Gopi (Hirtinnen) missversteht und von ihm als unrein und stinkend vor den Hindus spricht. Und wie steht es mit den profanen und vulgären Witzen, die von der Kanzel durch einige Minister der Evangelien selbst geäußert werden – nicht über Krishna, sondern über Christus selbst? Und hier geraten wir in die lächerliche Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, zwischen toten und lebenden Buchstaben des Gesetzes. Wir kennen mehrere der offensivsten „Comic“-Prediger, aber bisher wurden nur „Ungläubige“ und Atheisten allein streng getadelt und nicht die sündigen christlichen Minister, ob in England oder Amerika.

Die Welt steht auf dem Kopf! Profane [unheilige] Blasphemie verbreitet von evangelischen Predigern und die orthodoxe Presse schweigt darüber, nur ein Agnostiker erhebt seine Stimme gegen solch närrische Vorgänge. Es steht fest, dass wir mehr Wahrheit in einem Absatz von „Saladins“ Schriften finden, als in der Hälfte der Tageszeitungen des Vereinigten Königreichs; mehr ehrfurchtsvolle und wahre Gefühle, überhaupt befindet sich viel mehr Gespür für die Tauglichkeit der Dinge selbst im kleinen Finger jener „Ungläubigen“, als in der ganzen, ausgelassenen Figur des „Reverend-irreverend“ [Hochwürden-respektlos] Mr. Spurgeon.

Der eine ist ein "Agnostiker" - ein "Spötter an der Bibel" wird er genannt; der andere ein berühmter christlicher Prediger. Aber das Karma, das nichts mit den toten Buchstaben der menschlichen Gesetze, der Zivilisation oder des Fortschritts zu tun hat, bietet auf unserem sich drehenden Schlammball ein Gegenmittel für jedes Übel, also einen wahrheitsliebenden Ungläubigen, für jeden geldgierigen Prediger, der seine Götter entweiht. Amerika hat seinen Talmage, den die New Yorker "Sun "2 sehr treffend als "schwafelnden Scharlatan" bezeichnete, und seinen Colonel Robert Ingersoll.

In England finden Talmages Nachahmer eine strenge Nemesis in „Saladin“. Der Yankee Prediger wurde mehr als einmal in Schriften von Ungläubigen hart ins Gericht genommen, wie er seine Herde in den Himmel führt, nicht auf eine ehrfurchtsvolle Art und Weise, sondern er versucht, die lange und mühsame Reise mit allerlei biblischen Anekdoten zu verkürzen. Wer in New York hat die pantomimische Farce vergessen – durchgeführt von Talmage am 15. April 1877? Wir erinnern uns gut. Sein Thema war das „Trio von Bethany“, als jede der drei dramatis personae [handelnden Personen] „perfekt nachgeahmt“ wurde, wie die Gemeinde erklärte. Jesus wurde von Hochwürden Harlekin gespielt, „einen Weckruf richtend“ an Maria und Martha, sich selbst „auf einen Ottomanen“ werfend, sich sodann Zeit nehmend für Maria, „der Liebhaber der Ethik“, die zu seinen Füßen saß, und sich von Martha „dafür in die Luft gesprengt“ (sic!) und „allein gelassen“ fühlte.

Oberst Sandys sagte anderentags im Unterhaus des britischen Parlaments in seiner Rede über Mr. Bradlaugh’s [Antrag zur Aufhebung des] Blasphemie-Gesetzes, dem er sich entgegenstellte, „während wir diejenigen bestrafen, die den Körper töten, war der Einspruch dieses Gesetzes, das wir diejenigen, die die Seelen der Menschen ermorden, erlauben, dies ungestraft zu tun.“ Glaubt er denn, dass sich das lustig machen über heilige Überzeugungen eines christlichen Predigers, die Seelen seiner Zuhörer mit Ehrfurcht erfüllt und es ein Mord nur wäre, wenn der Spaß von einem Ungläubigen kommt? Der gleiche fromme „Bürgerliche“ erinnerte das Unterhaus daran, dass: „unter dem Gesetz des Mose diejenigen, die Blasphemie begangen haben, aus dem Lager genommen und zu Tode gesteinigt wurden.“

Wir haben nicht den geringsten Einwand dagegen, dass protestantische Fanatiker der mosaischen Überzeugung die Talmages und Spurgeons ergreifen und sie zu Tode steinigen. Wir werden nicht einmal aufhören, einen solchen modernen Saulus zu fragen, warum er in einem solchen Fall die Pharisäer dafür tadeln sollte, dass sie nach demselben mosaischen Gesetz handelten und seinen Christus kreuzigten, oder „einige aus der Synagoge der Libertiner“ dafür, dass sie Stephanus steinigten? Aber wir werden einfach folgendes feststellen: Wenn die Gerechtigkeit, wie die Nächstenliebe, nicht „zu Hause“ aufhört, werden solche Ungerechtigkeiten, wie sie Freidenker, Agnostiker, Theosophen und andere Ungläubige im Allgemeinen durch die Hände des Gesetzes erleiden, ein Gegenstand der Verachtung für die zukünftige Geschichte sein.

Die Geschichte wiederholt sich. Spurgeon hat sich über die Wunder des Paulus lustig gemacht, wir empfehlen jeder ehrlichen Person, das „Agnostic Journal“ vom 13. April zu beschaffen, und Saladins Artikel „At Random“ zu lesen, der seinem Lieblings-Prediger gewidmet ist. Wenn die Menschen den Grund herausfinden wollen, warum, Tag für Tag, die religiösen Gefühle in diesem Land aussterben, ermordet, wie die christlichen Seelen, lassen Sie sie diesen Artikel lesen. Ehrfurcht wird durch Emotionalität ersetzt. Die Heilsprediger verherrlichen Christus im „light fantastic toe“ und Spurgeons „Tabernakel“ ist alles, was in diesem Land der christlichen Bergpredigt bleibt. Kreuzigung und Kalvarienberg werden ausschließlich von dieser seltsamen Kombination von Höllenfeuer und Kasperletheater vertreten, was ganz hervorragend Mr. Spurgeon Religion ist. Wer also wird diese Zeilen von „Saladin“ als zu derb empfinden?

.... Edward Irving war ein ernster Mystiker und feuerspeiender Elia; Charles Spurgeon ist ein exoterischer Grimaldi, der gute Miene zum bösen Spiel macht. Neulich von Mentone und Gicht zurückkehrt, leitete er die Jahrestagung der Metropolitan Tabernacle Church, die im Tabernakel [in der Stiftshütte] stattfand. Zu Beginn des Prozedere bemerkte er zu den Seinen über das beten, „Heute ist es eine kalte Nacht, und wenn jemand sehr lange betet, wird jemand noch zu Tode frieren. (Gelächter) Ich erinnere mich daran, dass Paulus einmal eine lange Predigt hielt und ein junger Mann stürzte aus einem Fenster und hat sich umgebracht. Wenn irgendjemand in dieser Nacht erfriert, ich bin nicht wie Paulus, und kann ihn nicht wiederbeleben, also bitte ich, nicht ein Wunder nötig zu machen, wie ich es nicht durchführen kann (Gelächter).“

Solch ein Hofnarr, wie dieser, wenn er noch am Leben und in Palästina gewesen wäre, zeitgleich mit dem „seligen Herrn“ mit Hilfe dessen er einen so großen Gewinn macht, würde dem „gesegneten Herrn“ scherzhaft in die Rippen gestoßen haben mit einem „und, wie geht es dir, alter Junge aus Nazareth?“ Es wäre wohl Judas gewesen, genannt Iskariot, der die Tasche getragen hätte, und Charles, genannt Spurgeon, der die Schellenkappe trug.

Ich bringe Licht in die galileischen Fabeln, denn für mich sind sie einfach Fabeln; aber für Mr. Spurgeon sind sie „das Wort vom wahren Gott“, und es ist nicht an ihm Licht zu machen, auch nicht, um den heiligen, unbedeutenden Menschen in der Stiftshütte zu gefallen. Ich wage es, Mr. Spurgeon frommer Aufmerksamkeit eine Meinung aus Ciceros De Legibus, zu empfehlen, welche lautet: „De sacris autem haec sit una sententia, ut conserventur.“

Herr Spurgeon war wohl sein ganzes Leben so im Gebet vertieft, dass er keine Zeit für ein Studium hatte und er kennt keine Sprache außer einem sicheren, redseligen Erguss von Wäscherinnen-Englisch. Ich könnte ihm sagen, was seine Worte bedeuten, aber lassen sie uns alle Ciceros Sichtweise zustimmen, dass heilige Dinge unantastbar sind. (Agnostic Journal, 13. April.)

Amen, wir äußern dies vom Grunde unserer Seele, hinsichtlich dieses edlen Rates. „Aber seine Feder ist in frevelhafte Galle getaucht!“ hörten wir einen Geistlichen zu uns sagen, als wir von „Saladin“ sprachen. „Ja“, antworteten wir. „Aber er hat einen diamantenen Stift, und die Galle seiner Ironie ist klar wie Kristall, frei von jedem anderen Wunsch, als nur gerecht zu handeln und die Wahrheit zu sprechen.“ Angesichts der Reste des „Blasphemie-Gesetzes“ und dem gerechten Gesetz dieses Landes, das eine Verleumdung mehr verleumderisch macht, im Verhältnis dazu, wie viel Wahrheit sie enthält, und vor allem auch mit Blick auf den finanziellen Ruin, den zumeist eine der beiden Parteien erwartet, ist es mehr Heldentum und furchtlose Selbstverleugnung die Wahrheit pro bono publico [zum Wohle der Öffentlichkeit] zu sagen, als in Anbiederung mittels öffentlicher Hobbys. Bis auf eine Ausnahme, vielleicht, die des mutigen und unverblümten Herausgebers der Pall Mall Gazette, gibt es keinen Schriftsteller in England, den wir mehr respektieren, für seine edelgesinnte Furchtlosigkeit, und keiner, dessen feinen Witz wir mehr bewundern, als den „Saladins“.

Aber die Welt, in unserer Zeit, richtet alles auf Aussehen. Motive werden für Nichts gehalten, und die materialistische Tendenz ist führend in der a priori Verurteilung von allem, was mit hauchdünnem Anstand und verkrusteten Vorstellungen kollidiert. Nationen, Menschen und Ideen, alle werden nach unseren Vorstellungen beurteilt, und die tödlichen Emanationen der modernen Zivilisation töten alle Güte und jegliche Wahrheit. Wie von St. Georges beobachtet, verschwinden die Naturvölker schnell, „getötet durch die bloße Berührung der zivilisierten Menschen.“

Kein Zweifel, es muss ein Trost für die Hindus und sogar die Zulus zu sein, zu denken, dass alle ihre überlebenden Brüder (dank der Missionarsarbeit) als Sprachwissenschaftler und Wissenschaftler sterben werden, wenn nicht als Christen. Ein Theosoph, ein Kolonist in Afrika geboren, erzählte uns neulich, dass sich ihm ein Zulu angeboten hatte, als „ein Helfer“ [a boy]. Dieser „Kaffer“ war ein Absolvent einer Hochschule, ein Gelehrter in Latein, Griechisch, Hebräisch und Englisch. Trotz dieser Leistungen für unfähig befunden ein Abendessen zu kochen oder Stiefel zu reinigen, schickte ihn der Gentlemen wieder weg – wahrscheinlich zum verhungern. All dies hat die Europäer mit Stolz aufgeblasen. Aber, wie sagt wieder der oben zitierte Schriftsteller, „er vergisst, dass Afrika schnell muselmanisch wird, und dass der Islam, eine Art Granitblock, der in seinem starken Zusammenhalt der Kraft von Wellen und Winden trotzt, feuerfest gegenüber europäischen Ideen ist, welche, bis dato, nie ernsthaft davon betroffen waren.“ Europa wird vielleicht noch eines Tages erwachen, um sich selbst muselmanisch zu finden, wenn nicht in einer „langen Haft“ unter „heidnischen Chinesen“. Aber wenn die [in der Wissenschaft im 19. Jh. üblichen und hier nicht umsonst in Anführungszeichen gesetzt] „minderwertigen Rassen“ alle ausgestorben sind, wer oder was soll sie in dem Zyklus ersetzen, welcher uns selbst widerspiegelt?

Es gibt auch diejenigen, die sich mit einem oberflächlichen Blick auf die alte als auch moderne Geschichte begnügen und leichtfertig alles was jemals in der Antike erreicht wurde verunglimpfen. Wir erinnern uns, über die heidnische Priesterschaft gelesen zu haben, welche „anmaßende Türme bauen ließen“, anstatt „emanzipiert die Naturvölker abzubauen“. Die Magier von Babylon wurden den „armen Patagoniern“ gegenübergestellt und anderen christlichen Berufungen, erstere kommen in jedem zweitbesten solchen Vergleich vor. Und dem könnte geantwortet werden, wenn die Alten „anmaßende Türme“ bauten, so auch die Modernen; Zeuge ist die vorliegende Pariser Verrücktheit, der Eiffelturm. Wie viele Menschenleben die alten Türme kosteten, kann niemand sagen, aber der Eiffelturm, unfertig wie er ist, hat im ersten Jahr seines Bestehens mehr als hundert Arbeiter getötet. Zwischen diesem und dem babylonischen Turm geht der Palmenzweig der Nutzlosigkeit an das Zikkurat, den Götterberg, dem Planeten-Turm des Nebo-Tempels von Borsippa. Zwischen einem „anmaßenden Turm“ für einen nationalen Gott der Weisheit und einem anderen „anmaßenden Turm“, gebaut, um die Kinder der Torheit anzuziehen – es sei denn, es wird darauf bestanden, dass moderne Torheit besser als alte Weisheit ist – gibt es Raum für eine große Spannbreite von Meinungen. Zudem verdankt die moderne Astro-Gnosis ihre Fortschritte vor allem der chaldäischen Astrologie, denn es sind die astronomischen Berechnungen dieser Magier, die zur Grundlagen-Arbeit unserer gegenwärtigen mathematischen Astronomie geworden sind und die zu verschiedenen Entdeckungen in ihren Forschungen geführt haben.

Bezüglich der Berufungen oder Missionen, ob in Patagonien oder Anam, Afrika oder Asien, ist es für den Unbefangenen noch immer eine offene Frage, ob es ein Vorteil oder ein Übel ist, was Europa den „wilden Völkern“ verleiht. Wir bezweifeln ernsthaft, dass die „unwissenden“ Heiden nicht mehr profitieren, indem man sie alleine lassen würde, als sie (zusätzlich zum Verrat an ihren bisherigen Überzeugungen) mit dem Segen von Rum, Whisky und den verschiedenen damit verbundenen Krankheiten zu überziehen, die in der Regel im Schlepptau der europäischen Missionare aufkommen. Jeder Sophisterei ungeachtet ist ein moderat ehrlicher Heide dem Königreich der Himmel näher, als ein lügender, stehlender, unverschämter und konvertierter Christ. Und – da er sicher sein kann, dass seine Roben (d. h. Verbrechen) vom Blut Jesu rein gewaschen werden und gesagt wird, das Gott an „einem Sünder, der Buße tut“ größere Freude hat, als an 99 sündlosen Heiligen – so können weder er noch wir erkennen, warum der Konvertierte von diesen Möglichkeiten nicht profitieren sollte.

„Wer“, fragt E. Young, „hätte in der Antike zwanzig Millionen, nicht auf Geheiß eines herrischen Monarch oder einer tyrannischen Priesterschaft, sondern aufgrund eines spontanen Aufrufs an das nationale Gewissen und durch die unmittelbare Vermittlung des nationalen Willens gegeben?“, der Schriftsteller fügt hinzu, dass es in dieser „Geld-Zuwendung“ [für den Eiffelturm] „eine moralische Größe gibt, neben der die Pyramiden in Kleinheit versinken.“ O, der Stolz und die Eitelkeit dieser unserer Zeit! Aber wir wissen es nicht. Hätte jeder Teilnehmer dieser „Geld-Zuwendung“ seine „zwei Scherflein einer Witwe“ gegeben, sie hätten gemeinsam den Anspruch erheben können „mehr als alle“, mehr als jede andere Nation getan zu haben, und könnten ihre Belohnung erwarten. Englands Befinden ist immer noch das der reichsten Nation der Welt, wobei der innere Wert sich scheinbar etwas verändert. Zwanzig Millionen gebündelt auf einen Haufen stellen in der Tat einen mächtigen Motor für etwas Gutes dar. Aber so eine „Geld-Zuwendung“ könnte hinsichtlich des Karmas nur nutzen, wenn sie weniger dem Nationalstolz schmeicheln würde, und die Nation sich nicht selbst in allen vier Ecken der Welt so verherrlichen würde, flankiert von den hundert tönenden Trompeten des Ruhmes der öffentlichen Meinung. Wahre Nächstenliebe öffnet ihren Geldbeutel mit einer unsichtbaren Hand, und

seine Tat erfüllend, existiert er nimmermehr…

Sie meidet Ruhm und ist nie auffällig. Daneben ist alles relativ. Eine Millionen in harter klingender Münze, vor 3.000 Jahren, sind heute zehnmal mehr als zwanzig Millionen. Zwanzig Millionen sind ein Niagara der mit titanischen Kräften ein wenig der bekannten Not überschwemmen kann, um zu helfen, einstweilen, in der Art eines großen Aufsehens. Aber, während dies eine gewisse Zeit Zehntausenden von hungrigen Schluckern helfen würde, lässt selbst eine so enorme Summe zehn Mal so viele unglückliche, hungernde arme Wesen mit noch nicht gelinderten Leiden zurück.

Für solche generöse Gaben bevorzugen wir Länder, in denen es überhaupt keine bedürftigen Menschen gibt, z. B. die kleinen Gemeinden, Reste einst mächtiger Völker, die keine Bettler aufgrund ihres Glaubens zulassen – wir meinen die Parsen. Unter den indischen und buddhistischen Königen, wie Chandragupta und Asoka, warteten die Menschen nicht, wie sie es jetzt tun, bis eine nationale Katastrophe eintritt, um ein wenig vom Überschuss ihres überquellenden Reichtums in Portionen an Hungernde und Obdachlose zu geben, sondern sie arbeiteten stetig daran, Jahrhundert für Jahrhundert, Rasthäuser aufzubauen, Brunnen zu graben und Obstbäume entlang der Straßen zu pflanzen, sodass die müden Pilger und die mittellosen Reisenden immer Ruhe und Schutz finden konnten, auf nationale Kosten verpflegt wurden und Gastfreundschaft erhielten. Ein kleiner klarer Strom von kaltem, gesunden Wasser, der ständig fließt und immer bereit ist, trockene Lippen zu erfrischen, ist mehr wert, als eine plötzliche Sturzflut, die sich dann und wann am Damm der nationalen Gleichgültigkeit bricht.

Also, wenn wir im zukünftigen Zyklus das bekommen, was wir bereits hatten, dann lass es so werden, wie es zu den Tagen des Asoka war und nicht so wie es jetzt ist. Aber wir werden getadelt, das „christliche Heldentum“ zu vergessen. Wo, werden wir gefragt, findet man in unserer Zeit noch einmal einen solchen Heroismus, wie jenen der frühen Märtyrer? Es tut uns leid, dass wir dem, wie viele andere auch, widersprechen. Wenn auch gelegentlich Umstände von Heldentum in unserem Jahrhundert nicht zu leugnen sind, wer, auf der anderen Seite, fürchtet in aller Regel den Tod mehr, als die Christen? Die Götzendiener, die Hindus und Buddhisten, kurz alle Asiaten oder Afrikaner sterben mit einer Gleichgültigkeit und Gelassenheit, die unserer westlichen Welt unbekannt ist. Was nun das „christliche Heldentum“ angeht, sind wir der Meinung, ganz gleich ob mittelalterliche oder moderne Helden oder Heldinnen, ein St. Louis oder ein General Gordon, eine Jeanne d'Arc oder eine Nightingale, es gibt absolut keine Notwendigkeit, dass dieses Adjektiv das Substantiv betonen muss. Die christlichen Märtyrer wurden von den götzendienerischen und sogar gottlosen Spartanern in vielen Tugenden übertroffen, die tapferen Schwestern des Roten Kreuzes von den Matronen Roms und Griechenlands. Bis zum heutigen Tag, stellen die täglichen Selbstqualen der indischen Yogi und der muselmanischen Fakire, Folterungen die oft durch Jahre anhalten, das unvermeidliche Heldentum der christlichen Märtyrer in den Schatten, alte oder moderne. Der, der die volle Bedeutung des Wortes „Heldentum“ lernen will, sollte die Annalen von Rajistan von Colonel Tod lesen.

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ ist eine goldene Regel, aber wie so viele andere aus der gleichen Quelle, sind die Christen die ersten, die sie brechen. Stolz und Eitelkeit sind die beiden scheußlichen Krebsgeschwüre, die das Herz [und damit die Seele und das Leben] der zivilisierten Nationen verschlingen, und die Selbstsucht oder der Egoismus ist das trennende Schwert der vergehenden Persönlichkeit, um den roten Faden, die sie mit der unsterblichen Individualität verbindet, zu durchtrennen. Der alte Juvenal muss wohl ein Prophet gewesen sein. Es ist unser Jahrhundert, von dem er spricht, als er sagte:

Wir besitzen deine Werte [bzw. deinen Verdienst]; aber wir machen uns schuldig, deinen Verstand mit Unverschämtheit und Stolz zu begeistern!

Stolz ist der größte Feind des Selbst. Nicht im Stande, die Lobpreisung eines anderen in seiner Anwesenheit zu hören, beschmutzt es jeden Rivalen und erscheint er nicht immer als Sieger. „Ich bin die EINE, die auserwählte Gottes“, sagt die stolze Nation. „Ich bin unbesiegbar und das Wichtigste, zittert alle, ihr, um mich herum!“ Siehe, es wird der Tag kommen, wenn wir sie im Staub hocken sehen werden, blutend und verstümmelt. „Ich bin die EINE“, krächzt die Krähe in Pfauenfedern. „Ich bin die EINE – Maler, Künstler, Schriftsteller, oder was nicht noch – par excellence.... Auf wen auch immer ich meinen Lichtschein werfe, der wird unter den Nationen herausragend sein; und von der ich das Licht zurücknehme, die wird verachtet und zur Vergessenheit verurteilt.“

Eingebildete Eitelkeit und Verherrlichung. Unter dem Gesetz von Karma dessen Wahrheiten wir auch in den Evangelien finden, werden die Ersten die Letzten sein – im Jenseits. Es gibt jene Autoren, deren Gedanken so geschmacklos wie die bigotte Mehrheit, viele Generationen überleben werden; andere aber, wie brillant und originell sie auch sein mögen, werden in künftigen Zyklen keine Rolle spielen. Außerdem, wie die Robe nicht den Mönch macht, so kann die augenscheinliche Exzellenz einer Sache nicht die moralische Schönheit seiner Erschaffer garantieren, ob nun in Kunst oder Literatur. Einige der ganz großen Dichter, Philosophen und Autoren waren historisch unmoralisch. Rousseaus Ethik hat seine Natur nicht daran gehindert, dass sie weit entfernt von Perfektion war. Edgar Poe soll seine besten Gedichte in einem Zustand geschrieben haben, der an Delirium tremens grenzte. George Sand, ungeachtet ihrer großartigen psychologischen Einsicht, der moralischen Höhe ihrer Charaktere und Heldinnen und ihrer erhöhenden Gedanken, hätte nie den Montyon Preis der Tugend für sich in Anspruch nehmen können. Talent, und mehr noch Genialität, sind keine Entwicklung des gegenwärtige Lebens eines Menschen, für das man sich persönlich stolz fühlen könnte, sondern die Früchte einer früheren Existenz und ihre Illusionen sind gefährlich. „Maya“, sagen die Orientalen, „breitet seine dicksten und trügerischsten Schleier über die schönsten Plätze und Objekte der Natur.“ Die schönsten Schlangen sind die giftigsten. Die Upas Baum, dessen tödliche Atmosphäre [dramatisiert dargestellt] jedes Lebewesen tötet, welches sich ihm nähert, ist – die Königin der Schönheit der afrikanischen Wälder.

Sollen wir nun das gleiche im „kommenden Zyklus“ erwarten? Sind wir zu den gleichen Übeln verurteilt, die uns jetzt widerfahren?

Trotzdem Fichtes Spekulation sich als richtig erwiesen hat und Shelleys „Goldenes Zeitalter“ der Menschheit anbrechen wird, wird Karma seinen üblichen Weg gehen. So werden wir zu „den Alten“ für diejenigen, die weit nach uns kommen. Auch die Menschen dieser Zeit werden von sich glauben, vollkommene Wesen zu sein und sie werden dem Eiffelturm genauso viel Verachtung entgegenbringen, wie wir augenblicklich dem Turm zu Babel. Sklaven der Routine – die etablierten Meinungen der Zeit; was sie über den nächsten Zyklus sagen und tun werden, wird allein gut gesagt und getan werden.

„Wolf! Wolf!“ wird sich das Geschrei derjenigen erheben, so wie wir jetzt die Alten verteidigen, wird man versuchen, ein gutes Wort über uns zu sagen. Und alsbald wird der Finger der Verachtung und jede zur Verfügung stehende Waffe gegen die gerichtet sein, die vom ausgetretenen Pfade abweichen, gegen die „Gotteslästerer“, die es wagen, die Götter dieses Zyklus beim richtigen Namen zu nennen, und die darauf bestehen, ihre eigenen Ideale zu verteidigen. Welche Biographien über die berühmten Ungläubigen der heutigen Zeit geschrieben werden sollen, kann man voraussehen beim lesen der Lektüre einiger der besten Dichter Englands; z. B. bezüglich der posthumen Meinungen zu Percy Bysshe Shelley.

Ja, er wird nun angeklagt für etwas, für das man ihn andernfalls gelobt hätte, denn fürwahr, in seiner Kindheit schrieb er: „Eine Verteidigung des Atheismus“! Ergo, sagt man, seine Phantasie hat ihn „über die Grenzen der Realität“ hinausgeführt und über seine Metaphysik wird gesagt, dass sie „ohne ein solides Fundament der Vernunft“ ist. Dies läuft darauf hinaus, dass seine Kritiker allein alles über die Meilensteine der Natur zwischen dem Realen und dem Irrealen wissen. Diese Art der orthodoxen trigonometrischen Vermessung des Absoluten, von jenen, die behaupten allein die Spezialisten des von ihnen auserwählten Gottes für die Festlegung von Grenzen gewählt zu sein und die jeder Zeit bereit sind zu Gericht sitzen, über unabhängige Metaphysiker, sind ein Merkmal unseres Jahrhunderts. In Shelleys Fall, wurde die Metaphysik des jungen Autors von “Queen Mab“ in populären Enzyklopädien als „gewalttätiger und gotteslästerlicher Angriff auf das Christentum und die Bibel“ beschrieben, was natürlich die unfehlbaren Richter „ohne solide Basis der Vernunft“ auf den Plan rufen musste. Für sie ist das „Fundament“ das Motto Tertullians, „Credo quia absurdium est“ [ich glaube, weil es unvernünftig ist].

Armer, großer junger Shelley! Er, der so eifrig für mehrere Jahre seines viel zu kurzen Lebens für der Linderung der Not der Armen gearbeitet hat und sie tröstete, und der, nach Medwin, seine letzten sechs Pence einen Fremden in Not gegeben hätte, er wird als ein Atheist angeklagt, weil er sich weigerte, die Bibel wörtlich zu akzeptieren! Wir finden vielleicht ein Grund für diesen „Atheismus“ im Conversations Lexikon, in dem auf Shelleys unsterblichen Namen der von „Shem“ folgt, „der älteste Sohn von Noah… der nach der heiligen Schrift im Alter von 600 Jahren gestorben ist.“ Der Verfasser dieser enzyklopädischen Informationen (von uns wörtlich zitiert), der soeben sagte, dass „die Kritik an einer solch extremen Anmaßung kaum gegenüber einem Schriftsteller zurückbehalten werden kann, der in seiner Jugend alle etablierten Meinungen ablehnte“, wohl solche, wie die Bibelchronologie, wie wir annehmen. Aber derselbe Schriftsteller geht ohne ein Wort des Kommentars und der Umsicht, wenn nicht Ehrfurcht, leise zu den zyklischen Jahren des Sem über, so kann er es in der Tat machen!

Das ist unser Jahrhundert, so marktschreierisch, aber zum Glück ist das alles eine Vorbereitung für dessen endgültigen Sprung in die Ewigkeit. Von allen vergangenen Jahrhunderten ist es das am grausamsten lächelnde, böseste, unmoralischste, prahlerischste und widersprüchlichste. Es ist ein hybrides und unnatürliches Produkt, das monströse Kind seiner Eltern – eine ehrlichen Mutter, welche der „mittelalterliche Aberglauben“ ist und einem unehrlichen, täuschenden Vater, ein Wüstling und Betrüger, allgemein bekannt als „die moderne Zivilisation.“ Dieses eigenartige und unpassende Gespann, das jetzt das Vehikel des Fortschritts durch die Triumphbögen unserer Zivilisation zerrt,

[...]

Noch sind ihre Lehren maßgebend und orthodox. Nur in der Phantasie versucht Mr. Grant Allen General Booth zu überzeugen, dass „das Leben seine Entstehung der chemisch-trennenden Wirkung der ätherischen Wellen auf der abgekühlten Oberfläche der Erde verdankt, vor allem dem Kohlenstoff [carbonic anhydride] und dem Wasser und „der brave General“ von England argumentiert, dass dies so nicht sein kann, da diese „abgekühlte Oberfläche“ erst 4.004 v. Chr. ins Leben gerufen wurde; deshalb, wurde seine (Grant Allens) „bestehende Vielfalt der organischen Formen“ nicht, wie sein neues Buch Unvorsichtigen glauben machen könnte, durch die „bis heute interagierenden dynamischen Gesetze“ begründet, sondern, aus dem Staub der Erde, aus dem „der Herrgott die Tiere auf dem Felde bildete“ und „jeden Vogel der Luft.“

Diese beiden sind die Vertreter der Ziegen und Schafe [oder die zwei entgegengesetzten Pole] am Tag der Entscheidung [oder des jüngsten Gerichts], das Alpha und das Omega der orthodoxen und exakten Gesellschaft in unserem Jahrhundert. Die Unglücklichen, zusammengequetscht auf der neutralen Linie zwischen diesen beiden, werden ständig von beiden geschuppst und getreten. Emotionalität und Eitelkeit – die eine, eine Nervenkrankheit, die andere, dass Gefühl, welches uns auffordert, mit dem Strom zu schwimmen, wenn wir nicht als Widerstreitende und Sonderlinge gelten wollen, oder Ungläubige – sind die mächtigsten Waffen in den Händen unserer frommen modernen „Schafe“ und unsere gelehrten „Ziegen“. Wie viele in den jeweiligen Reihen mitschwimmen nur wegen des einen oder anderen dieser Gefühle, weiß Karma allein.

Diejenigen, die nicht entweder durch hysterische Emotionen oder eine heilige Angst vor der Menge und dem Anstand bewegt werden; diejenigen, die der Stimme ihres Gewissens – „diese noch leise Stimme“, die, wenn gehört, auch das mächtige brüllen der Niagara Fälle zähmen kann und die ihnen nicht erlauben wird, ihre eigenen Seelen zu belügen – bleiben außen vor. Für diese gibt es keine Hoffnung in diesem scheidenden Zeitalter, und sie mögen auch alle ihre Erwartungen aufgeben. Sie sind zur Unzeit geboren. So schrecklich präsentiert sich das Bild unseres gegenwärtigen Zyklus, nun, kurz vor seinem Ende für jene, von deren Augen die Schuppen der Vorurteile, Voreingenommenheit und Parteilichkeit abgefallen sind, und die die Wahrheit erkennen, die hinter den trügerischen Erscheinungen unserer westlichen „Zivilisation“ liegt. Aber was hat nun der neue Zyklus im Vorrat für die Menschheit? Wird es nur eine Fortsetzung der Gegenwart sein, nur in dunkleren und schrecklicheren Farben? Oder soll ein neuer Tag für die Menschheit anbrechen, ein Tag der reinen Sonnenstrahlen, der Wahrheit, der Liebe, des wahren Glücks für alle? Die Antwort hängt vor allem von den wenigen ab, den Theosophen, welche Farbe bekennen müssen, durch einwandfreien Leumund oder Verderbtheit, immer noch den Kampf der Wahrheit kämpfend gegen die Mächte der Finsternis.

Eine Ungläubigen-Schrift enthält einige optimistische Worte, die letzte Prophezeiung von Victor Hugo, von dem behauptet wird, er habe folgendes gesagt:

400 Jahre lang hat die Menschheit nicht einen Schritt gemacht, sondern hat nur eine schlichte Spur hinter sich gelassen. Wir treten jetzt in große Jahrhunderte ein. Das sechzehnte Jahrhundert wird als Zeitalter der Maler bekannt sein, das siebzehnte Jahrhundert das der Autoren genannt werden, das achtzehnte das der Philosophen, das neunzehnte der Apostel und Propheten. Um dem neunzehnten Jahrhundert gerecht werden zu können ist der Maler des sechzehnten, der Schriftsteller des siebzehnten, der Philosoph des achtzehnten notwendig und es ist ebenso notwendig, wie Louis Blanc, eine angeborene und heilige Liebe zur Menschheit zu besitzen, die ein Apostolat stellt und einen prophetischen Ausblick in die Zukunft eröffnet. Im zwanzigsten wird der Krieg tot sein, wird das Schafott [scaffold] tot sein, Feindseligkeit wird tot sein, Königtum wird tot sein, und Dogmen werden tot sein, aber der Mensch wird leben. Für alle wird es nur ein Land geben – das Land der ganzen Erde; für alle, wird es nur eine Hoffnung geben – die Hoffnung des ganzen Himmels.

Alles Heil, dann, jenem edlen zwanzigsten Jahrhundert, das unsere Kinder besitzen soll, und das unsere Kinder erben werden!

Wenn die Theosophie sich im Kampf durchsetzt, und ihre allumfassende Philosophie tiefe Wurzeln in den Köpfen und Herzen der Menschen schlägt, wenn dessen Lehren von Reinkarnation und Karma, mit anderen Worten, der Hoffnung und der Verantwortung, eine Heimat im Leben der neuen Generationen finden werden, dann wird ganz sicher der Tag der Freude und Heiterkeit für alle anbrechen, die jetzt leiden und Außenseiter sind. Echte Theosophie IST ALTRUISMUS, wir können es nicht oft genug wiederholen. Es ist Nächstenliebe, gegenseitige Hilfe, unerschütterliche Hingabe an die Wahrheit. Wenn die Menschen einmal so leben, und erkennen, dass darin allein das wahre Glück gefunden werden kann, und niemals im Reichtum, Besitz oder jeder anderen egoistischen Befriedigung, dann werden die dunklen Wolken vorbeiziehen, und eine neue Menschheit auf Erden geboren werden. Dann wird das GOLDENE ZEITALTER wahr werden, gewiss.

Aber wenn nicht, dann wird der Sturm entfesselt, und unsere prahlerische westliche Zivilisation und Aufgeklärtheit wird in einem solchen Meer von Entsetzen untergehen, dass etwas Ähnliches in der bisherigen Geschichte noch nicht aufgezeichnet wurde.

H. P. Blavatsky, Luzifer, Mai 1889

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