Geistige und Seelische Wirkungen

Einblick in die duale Natur des Menschen aus theosophischer Sicht

Orangfarbene funkelnde Lichteffekte auf den Wellen im Wasser.

Dieser Artikel von H.P. Blavatsky erschien 1890 und ist trotz seines hohen Alters nach wie vor aktuell, gibt er doch einen Einblick in die Geheimnisse der menschlichen Konstitution hinsichtlich des Gemütes oder Intellekts. Der Artikel gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil geht es mehr um eine kritische Würdigung der Wissenschaft, wenngleich sich auch darin wichtige Hinweise zur Thematik finden, die dann im zweiten Teil konkret beleuchtet wird. Ergänzungen in eckigen Klammern stammen vom Autor. (Gesamtlesedauer: 40 Min.).

I.

Ein neuer Einfluss, ein Hauch, ein Geräusch – „wie von einem gewaltigen Wind“ – ist plötzlich über ein paar theosophische Köpfe hinweggefegt. Eine Idee, zuerst vage, wuchs sie mit der Zeit zu einer konkreten Form, und jetzt scheint sie sehr eifrig in den Köpfen einiger unserer Mitglieder zu arbeiten. Es ist das:

Wenn wir die wenigen ex-okkulten Lehren, die bestimmt waren, das Licht der Öffentlichkeit zu erblicken, [doch nur] verarbeiten würden – was getan werden sollte, von nun an – [um sie] mehr anzunähern, wenn nicht ganz in Einklang mit der modernen Wissenschaft zu bringen. Es wir darauf gedrängt, dass – nachdem die so genannte esoterische (oder spätere esoterische) Kosmogonie, Anthropologie, Ethnologie, Geologie – Psychologie und vor allem Metaphysik – zur Niederwerfung des modernen (daher materialistischen) Gedanken angepasst wurde – niemals mehr erlaubt werden sollte (in jedem Fall nicht offen) der „wissenschaftlichen Philosophie“ zu widersprechen. Das Letztere, vermuten wir, meint die fundamentalen und akzeptierten Sichtweise der großen deutschen Schulen oder der von Herbert Spencer und einigen anderen englischen Stars geringerer Größe, und nicht nur diese, sondern auch die Konsequenzen, die aus ihnen gezogen werden können, durch ihre mehr oder weniger instruierten Jünger.

Ein großes Unternehmen, sicher; [...] Unnötig zu betonen, dass wir den Kompromiss ablehnen. Es ist durchaus möglich – nein, wahrscheinlich und fast unvermeidlich – dass „die gemachten Fehler“ in der Wiedergabe bzw. Darstellung solch schwer verständlicher metaphysischer Lehren, wie die im östlichen Okkultismus enthaltenen, „häufig und oft wichtig“ waren. Aber wenn dem so ist, dann müssen sie auf die Interpreten zurückfallen und nicht auf das System an und für sich. Sie müssen berichtigt werden aufgrund der Autorität der gleichen Lehre, geprüft durch die Lehren, welche auf den fruchtbaren und stabilen Boden der Gupta Vidya [esoterische oder geheime Wissenschaft] wuchsen, nicht durch Spekulationen die heute erblühen und morgen sterben – auf dem Treibsand des modernen wissenschaftlichen Rätselratens, vor allem, was Psychologie und psychische Phänomene betrifft. Wir halten uns an unser Motto: „Es gibt keine Religion die größer als die Wahrheit ist“ und wir weigern uns ganz entschieden, den [materialistischen] Naturwissenschaften [physical science] gewogen zu sein. Dennoch können wir sagen: Wenn die so genannten exakten Wissenschaften ihre Tätigkeit nur auf den physischen Bereich der Natur beschränken, wenn sie sich selbst mit chirurgischer strenge und Genauigkeit, [von der] Chemie – bis zu ihren rechtmäßigen Grenzen bewegen, und mit der Physiologie – so weit sich das Letztere nur auf unsere körperliche Struktur bezieht, dann wären die Okkultisten die Ersten, um Hilfe bei den modernen Wissenschaften zu suchen, trotz ihrer groben Fehler und Irrtümer.

Aber sobald diese Grenze der materiellen Natur überschritten wird, wie bspw. durch die Physiologen der modernen „animalischen“ Schule, welche sich einmischen und ex cathedra dicta [aufgrund der Autorität ihres Glaubens] hinsichtlich der höheren Funktionen und Phänomene des Intellekts [mind] postulieren, die eine sorgfältige Analyse sie zur festen Überzeugung kommen lies, dass der Mensch, nicht mehr als das Tier, ein Wesen freien Willens [Free-Agent] ist und weit entfernt davon, ein verantwortungsvolles Individuum zu sein – dann wird der Okkultist ein weit größeres Recht haben als der durchschnittliche moderne „Idealist“, um zu protestieren. Und der Okkultist behauptet, dass kein Materialist – ein im besten Fall voreingenommener und einseitiger Zeuge – je in der Frage der psychischen Physiologie eine Autorität behaupten kann, oder in dem, was jetzt von ihnen die Physiologie der Seele genannt wird. Kein solches Substantiv kann auf das Wort „Seele“ angewendet werden, es sei denn, in der Tat, das mit Seele nur das niedere psychische Gemüt [mind] gemeint ist, oder das, was sich im Menschen proportional mit der Perfektion seines Gehirns als Intellekt entwickelt und im Tier zum höheren Instinkt. Aber seit der große Charles Darwin lehrte, dass „unsere Ideen tierische Bewegungen der Sinnesorgane sind“ wird alles möglich in der modernen Physiologie.

Daher, aufgrund der großen Not unserer wissenschaftlich geneigten Kollegen, ist es einmal mehr Luzifers Pflicht [die Zeitschrift HPBs] zu zeigen, wie weit wir auf Kriegsfuß mit der exakten Wissenschaft stehen, oder sollten wir sagen, wie weit die Ergebnisse dieser Wissenschaft von der Wahrheit und den Fakten entfernt sind. Mit „Wissenschaft“ meinen wir natürlich die Mehrheit der Männer der Wissenschaft; die bessere Minderheit, so können wir glücklich sagen, ist auf unserer Seite, zumindest was den freien Willen des Menschen und der Materialität des Geistes betrifft.

Das Studium der „Physiologie“ der Seele, des Willen im Menschen und seines höheren Bewusstseins vom Standpunkt eines Genies aus und seiner manifestierten Fähigkeiten, kann nie in ein System von allgemeinen Ideen durch kurze Formeln zusammengefasst werden, nicht mehr als die Psychologie der materiellen Natur ihre vielfältigen Geheimnisse durch die bloße Analyse der physikalischen Phänomene lösen kann. Es gibt kein spezielles Organ des Willens, nicht mehr, als es eine physische Grundlage für die Tätigkeit des Selbstbewusstseins gibt.

Wenn eindringlich die Frage nach der physikalischen Grundlage für die Tätigkeit des Selbstbewusstseins gestellt wird, kann keine Antwort gegeben oder vorgeschlagen werden… Von seiner Natur der wunderbar verifizierenden Handlung [actus] des Geistes, indem er die Zustände seiner selbst erkennt, kann keine Analogie oder Entsprechung im materiellen Substrat haben. Es ist unmöglich, irgendeinen physiologischen Prozess zu identifizieren, der diese vereinheitliche Handlung anzugeben weiß; es ist sogar unmöglich sich vorzustellen, wie die Beschreibung eines solchen Prozesses in verständliche Beziehung mit dieser einzigartigen Geisteskraft gebracht werden könnte. (Physologicol Psychology etc., S. 545 von George T. Ladd, Professor der Philosophy an der Yale Universität)

Deshalb, sollte an die ganze Vereinigung der Psychophysiologen die Anforderung gestellt werden, Bewusstsein exakt zu definieren, und sie werden ganz sicher scheitern, weil Selbstbewusstsein allein dem Mensch zukommt und es eine Gabe des SELBST ist, des höheren Manas. Wohingegen lediglich das psychische Element (oder Kama-Manas, oder was die Kabbalisten „Nepesh“ nennen, den Lebensatem) sowohl im Tier als auch im Menschen üblich ist – der weit höhere Grad der Entwicklung in Letzteren beruht lediglich auf der größeren Empfindlichkeit und Perfektion seiner Gehirnzellen – kein Physiologe, auch nicht der klügste, wird jemals in der Lage sein, das Rätsel des menschlichen Geistes zu lösen, in seiner höchsten spirituellen Manifestation oder in seinem doppelten Aspekt, dem psychischen und noetischen oder manasischen oder auch nur, um dessen Feinheiten auf der rein materiellen Ebene zu verstehen – wenn er nichts weiß von und auch nicht bereit ist, die Anwesenheit dieses Doppelelementes zuzulassen. Das bedeutet, er müsste einen niedrigeren (tierischen) und einen höheren (oder göttlichen) Geist im Menschen zugeben, oder das, was im Okkultismus als die „persönlichen“ und „unpersönlichen“ Egos bekannt ist.

Denn zwischen der psychischen und noetischen, zwischen der Persönlichkeit und der Individualität besteht die gleiche Abgrund wie zwischen einem „Jack the Ripper“, und einem heiligen Buddha. Solange der Physiologe dies nicht annimmt, sagen wir, wird er immer in die Irre [quagmire] geführt werden. Wir beabsichtigen, dies zu beweisen. Wie alle wissen, lehnt die große Mehrheit unserer gelernten „Didymi“ die Idee des freien Willens ab. Nun, diese Frage ist ein Problem, welches die Gedanken der Denker über Zeitalter hinweg beschäftigt hat und jede Schule des Denkens, nachdem sie sie aufgegriffen und untersucht haben, beließ dies Thema so weit von der Lösung entfernt wie immer. Und doch, so augenscheinlich wie es eines der größten philosophischen Dilemmas ist, erheben die modernen „Psychophysiologen“ Anspruch darauf, auf die kühlste und anmaßendste Art und Weise, den gordischen Knoten für immer durchschlagen zu haben.

Für sie ist das Gefühl der persönlichen Entscheidungsfreiheit ein Fehler, eine Illusion, „eine kollektive Halluzination der Menschheit“. Diese Überzeugung geht von dem Grundsatz aus, dass keine geistige Aktivität ohne Gehirn möglich ist, und dass es kein Gehirn ohne Körper geben kann. Wie das Letztere übrigens ein Thema für die allgemeinen Gesetzen der materiellen Welt ist, wo alles auf Notwendigkeit basiert, und wo es keine Spontaneität gibt, lehnen unsere moderne Psychophysiologen nolens volens [notgedrungen, wohl oder übel] jegliche Selbst-Spontaneität im menschlichen handeln ab. Nehmen wir zum Beispiel einen Professor der Physiologie aus Lausanne, A. A. Herzen, dem der Anspruch auf freien Willen des Menschen als eine unwissenschaftliche Absurdität erscheint. Dieses Orakel sagt:

Im grenzenlosen physikalischen und chemischen Labor, das den Menschen umgibt, stellt organisches Leben eine recht unbedeutende Gruppe von Erscheinungen dar, und inmitten des Letzteren, ist der Platz der vom Leben eingenommen wird, welches diese Stufe des Bewusstseins erreicht hat, so winzig, dass es absurd ist, den Menschen von der Sphäre des Handelns der allgemeinen Gesetze auszuschließen, um in ihm die Existenz einer subjektiven Spontaneität oder eines freien Willens, außerhalb des Gesetzes stehend, zu ermöglichen. (Psychophysiologie Générale von A. A. Herzen)

Für den Okkultisten, der den Unterschied zwischen dem psychischen und noetischen Element im Menschen kennt, ist das reiner Unsinn, trotz seiner soliden wissenschaftlichen Grundlage. Denn wenn der Autor die Frage stellt – wenn psychische Phänomene nicht die Ergebnisse einer Aktion eines molekularen Charakter darstellen, wohin verschwindet dann die Bewegung nach Erreichen der Sinneszentren – antworten wir, dass wir nie diese Tatsache geleugnet haben. Aber was hat das mit freien Willen zu tun? Dass jedes Phänomen im sichtbaren Universum seine Entstehung in der Bewegung hat, ist ein alter Grundsatz des Okkultismus, noch bezweifeln wir, dass die Psychophysiologen mit sich selbst in Streit geraten würden mit der ganzen Konklave der exakten Wissenschaftler, sofern sie die Idee erlauben, dass zu einem gegebenen Zeitpunkt eine ganze Reihe physikalischer Phänomene im Vakuum verschwinden. Deshalb, wenn der Autor der zitierten Arbeit behauptet, dass die besagte Kraft nicht mit dem Erreichen der höchsten Nervenzentren verschwindet, aber dass sie unverzüglich in eine andere verwandelt wird, d. h. in dass der psychischen Erscheinungen, in Gedanken, Gefühle und Bewusstsein, so wie, wenn diese gleiche psychische Kraft angewandt wird einige Arbeit körperlichen (z. B. Muskel-) Charakters zu verrichten, in diese verwandelt wird – unterstützt ihn der Okkultismus, denn dieser ist der Erste, der sagt, dass alle psychischen Tätigkeiten, von ihren tiefsten bis zu den höchsten Erscheinungsformen „nichts weiter ist außer – Bewegung“ sind.

Ja, es ist BEWEGUNG, aber nicht alles „molekulare“ Bewegung, wie der Schriftsteller meint, schlussfolgern zu müssen. Bewegung, wie der GROSSE ATEM (siehe „The Secret Doctrin“, Bd. I, Vorwort) – ergo „Ton“ – der gleichzeitig die Basis kosmischer Bewegung ist. Es ist ohne Anfang und ohne Ende, das Eine ewige Leben, die Basis und die Entstehung der subjektiven und des objektiven Universums, für das Leben (oder Seinheit) ist es fons et origo [Quelle und Original] der Existenz oder des Seins. Aber Molekularbewegung ist die niedrigste und materiellste seiner endlichen Erscheinungsformen. Und wenn das allgemeine Gesetz von der Erhaltung der Energie die moderne Wissenschaft zu dem Schluss führt, dass psychische Aktivität nur eine Sonderform der Bewegung darstellt, leitet das gleiche Gesetz auch die Okkultisten und führt sie zur gleichen Überzeugung – und nebenbei gesagt, welche die Psychophysiologen völlig aus allen ihren Betrachtungen herauslassen.

Wenn die Letzteren erst in diesem Jahrhundert entdeckt haben, dass psychische (wir sagen sogar spirituelle) Aktionen den gleichen allgemeinen und unveränderlichen Gesetze der Bewegung unterliegen, wie jedes andere Phänomen, welches sich im objektiven Bereich des Kosmos manifestiert, und das sowohl in den organischen als auch anorganischen (?) Welten jede Manifestation, ob bewusst oder unbewusst das Ergebnis kollektiver Ursachen darstellt, dann stellt dies in der okkulten Philosophie nur das A, B, C dieser Wissenschaft dar. „Die ganze Welt ist in Swara; Swara ist der Geist selbst – das EINE LEBEN oder Bewegung“, sagen die alten Bücher der okkulten Hindu-Philosophie. Die richtige Übersetzung des Wortes Swara ist der „Strom der Lebenswelle“, sagt der Autor von „Nature’s Finer Forces“ und er fährt erklärend fort:

Es ist die wellenartige Bewegung, die die Ursache der Entwicklung der kosmischen undifferenzierten Materie im differenzierten Universum ist...Von woher kommt diese Bewegung? Diese Bewegung ist der Geist selbst. Das Wort Atma (Weltseele) die im Buch (siehe unten) verwendet wird, trägt selbst die Idee der ewigen Bewegung, es stammt von der Wurzel, AT, oder ewige Bewegung, und es sollte deutlich bemerkt werden, dass die Wurzel AT verbunden ist bzw. in der Tat nur eine andere Form von der Wurzeln AH ist, Atem, und AS, Sein. Alle diese Wurzeln haben ihre Herkunft im dem vom Atem der Tiere (Lebewesen) erzeugten Klang... Der Ur-Strom der Lebens-Welle ist dann die gleiche, die im Menschen die Form der ein und ausatmenden Bewegung der Lunge annimmt, und das ist die alles durchdringende Quelle der Evolution und Involution des Universums...

So viel zur Bewegung und der „Erhaltung der Energie“ aus alten Bücher über Magie geschrieben und gelehrt Zeitalter vor der Geburt der induktiven und exakten modernen Wissenschaft. Denn was sagen uns die Letzteren mehr als uns diese Bücher sagen, zum Beispiel, über den tierischen Mechanismus, wenn es sagt:

Vom sichtbaren Atom bis zum im Weltraum verlorenen Himmelskörper, alles unterliegt einer Bewegung... in einer bestimmten Entfernung von einander gehalten, im Verhältnis zu der Bewegung, die sie beseelt, repräsentieren die Moleküle eine konstante Beziehungen, die sie nur verlieren durch Addition oder Subtraktion einer bestimmten Bewegungsmenge. („Animal Mechanism, a treatise on terrestrial and aerial locomotion” von E. J. Marey, Prof. Am College von Frankreich und Mitglied der Akademie der Medizin)

Aber der Okkultismus sagt mehr als dies. Während Arbeit durch Bewegung auf der materiellen Ebene und der Erhaltung der Energie anerkennt, zwei Grundgesetze, oder vielmehr zwei Aspekte desselben allgegenwärtigen Gesetzes – Swara, bestreitet er geradewegs, dass dies etwas mit dem freien Willen des Menschen zu tun hat, der zu einer ganz anderen Ebene gehört. Der Autor von „Psychophysiologie Générale“ der von seiner Entdeckung handelt, dass psychische Wirkung Bewegung ist, und das Ergebnis kollektiver Ursachen – bemerkt, dass wie es so ist, es keine weitere Diskussion über Spontaneität geben kann – im Sinne jeglicher nativen inneren Neigung erzeugt durch den menschlichen Organismus, und fügt hinzu, dass eben dies Schluss macht, mit jeglichen Anspruch auf freien Willen! Der Okkultist bestreitet diese Schlussfolgerung. Die Wirklichkeit der menschlichen psychischen (wir sagen manasischen oder noetischen) Individualität ist ein ausreichendes Zeugnis gegen diese Annahme; und für den Fall, dass diese Schlussfolgerung richtig wäre, oder in der Tat, wie der Autor es ausdrückt, nur die kollektive Halluzination der gesamten Menschheit durch Jahrhunderte wäre , würde dies ein Ende auch für die psychische Individualität bedeuten.

Mit „psychischer“ Individualität meinen wir die sich selbst bestimmende Kraft, welche dem Mensch ermöglicht Umstände zu verändern oder zu bestimmen. Platziere ein halbes dutzend Tiere der gleichen Art unter gleichen Umständen, und ihre Handlungen werden zwar nicht identisch, aber doch sehr ähnlich sein; begeben sich aber ein halbes Dutzend Menschen unter die gleichen Umstände, werden ihre Handlungen so unterschiedlich sein, wie ihre Charaktere es sind, d. h. ihre psychischen Individualitäten.

Aber wenn wir statt „psychischen“ höherer Selbst-bewusster Wille sagen, dann mit der Wissenschaft der Psychophysiologie, die selbst zeigte, dass Wille kein spezielles Organ hat, wie aber wollen die Materialisten es überhaupt mit der „molekularen“ Bewegung verbinden? Wie Professor George T. Ladd sagt:

Die Phänomene des menschlichen Bewusstseins müssen als Aktivitäten von einer anderen Form von bestehenden Wesen aufgefasst werden, als nur die beweglichen Moleküle des Gehirns. Diese erfordern als Subjekt oder Basis in ihrer Art etwas, was den phosphorhaltigen Fetten der zentralen Masse, die vereinigten Nervenfasern der Nervenzellen der Großhirnrinde gänzlich unähnlich ist. Diese reale Wesen [Real Being] manifestiert sich direkt selbst in das Phänomen des Bewusstseins, und indirekt in anderen durch körperliche Veränderungen, dies ist der Verstand [mind] (Manas). Ihm sind die geistigen Phänomene zuzuschreiben, die zeigen, was er ist, indem er tut, was er tut. Die so genannten mentalen „Fähigkeiten“ sind nur die Modi des Verhaltens im Bewusstsein dieses realen Wesens. Wir finden tatsächlich, durch die einzig mögliche Methode, dass dieses reale Wesen, genannt Verstand oder Geist [mind], an bestimmte ständig wiederkehrende Modi glaubt: deshalb schreiben wir ihm gewisse Fähigkeiten zu... geistige Fähigkeiten sind nicht Entitäten, die eine Existenz aus sich selbst haben... Sie sind die Modi des Verhaltens im Bewusstsein des Geistes. Und das Wesen der klassifizierenden Handlungen, welche die Wesen dazu führen sich zu unterscheiden, ist erklärbar nur mittels der Annahme, dass ein reales Wesen welches Geist genannt wird existiert, und unterschieden ist vom realen Wesen, welches als die physikalischen Moleküle der Nervenmasse des Gehirns bekannt ist.

Und nachdem er gezeigt hat, dass wir das Bewusstsein als eine Einheit zu betrachten haben (eine andere okkulte Behauptung) fügt der Autor hinzu:

Wir schließen also aus den bisherigen Überlegungen: das Thema aller Zustände des Bewusstseins ist eine reales einheitliches Wesen, genannt Geist; welche von nicht-materieller Natur ist und nach seinen eigenen Gesetzen wirkt und sich entwickelt und speziell mit bestimmten Molekülen und Massen, welche die Substanz des Gehirns bilden, korreliert. (Elements of Physiological Psychology. A treatise of the activities ant nature of the I mind, from the Physical ant Experimental Point of View, pp. 606 and 613)

Dieser „Geist“ ist Manas, oder vielmehr seine niedere Reflexion, welche, wenn sie sich trennt, für den Augenblick, mit Kama, zur Führung der höchsten geistigen Fähigkeiten wird, und das Vehikel der Willensfreiheit im physischen Menschen. Daher ist diese neueste Annahme der Psychophysiologie unangebracht, und die scheinbare Unmöglichkeit der Existenz des freien Willens durch das Gesetz von der Erhaltung der Energie ist – ein reiner Trugschluss. Dies wurde auch in den „Scientific Letters“ von „Elpay“ in einer Kritik an dieser Arbeit gezeigt. Aber, um dies schließlich zu beweisen und diese Frage endgültig zu erledigen, erfordert es nicht einmal eine so hohe Interferenz (hoch für uns, auf jeden Fall) wie die okkulten Gesetze, sondern einfach nur ein wenig gesunden Menschenverstand. Analysieren wir also die Frage nüchtern. Es wird von einem Mann, vermutlich ein Wissenschaftler, postuliert, dass, weil „für psychische Aktion die allgemeinen und unveränderlichen Gesetze der Bewegung gelten, es keinen freien Willen im Menschen gibt“. Die „analytische Methode der exakten Wissenschaften“ hat es gezeigt, und die materialistischen Wissenschaftler haben entschieden „die Beschlussfassung durchzubringen“, das diese Tatsache so von ihren Anhängern angenommen bzw. akzeptiert werden sollte. Aber es gibt andere und weit größere Wissenschaftler, die anders denken. Zum Beispiel Sir William Lawrence, der berühmte Chirurg erklärte in seinem „Lectures“ das –

Die philosophische Lehre von der Seele und ihre separate Existenz, hat nichts mit dieser physiologischen Frage zu tun, sondern beruht auf einen Beweis ganz anderer Art. Diese erhabenen Lehrsätze hätten niemals durch die Arbeiten des Anatomen und Physiologen ans Licht gebracht werden können. Ein immaterielles und geistiges Wesen wird nicht inmitten des Blutes und Schmutzes eines Seziersaals entdeckt werden.

Nun, wollen wir auf das Zeugnis der Materialisten untersuchen, wie dieses universelle [Problem-]Lösungsmittel der „analytischen Methode“ in diesem speziellen Fall angewendet wird. Der Autor der Psychophysiologie zergliedert psychische Aktivität in dessen Einzelteile, verfolgt sie zurück zu Bewegung und, in Ermangelung, in ihnen die geringste Spur des freien Willens oder Spontaneität zu finden, springt er zur Folgerung, dass letztere keine Existenz im Allgemeinen besitzen; noch sind sie in dieser psychischen Tätigkeit, die er gerade zerlegt hat festgestellt worden. „Ist nicht der Fehler einer solchen unwissenschaftlichen Verfahrens offensichtlich?“ fragten seine Kritiker, und argumentierten dann sehr richtig, dass –

bei dieser Vorgehensweise und ausgehend vom Standpunkt einer solchen analytischen Methode, würde man das gleiche Recht haben, jede Erscheinung in der Natur von Anfang bis zum Ende zu bestreiten. Denn ist es denn nicht so, dass Ton und Licht, Wärme und Strom, wie alle anderen chemischen Prozesse, einmal in ihre jeweiligen Elemente zerlegt, den Experimentator wieder auf die gleiche Bewegung zurückführen, bei der alle Eigenheiten der gegebenen Elemente verschwinden und nur „die Schwingungen von Molekülen“ hinterlassen? Aber folgt daraus zwangsläufig, dass all das, Wärme, Licht, Elektrizität, nur Illusionen sind, anstatt wirkliche Manifestationen von Besonderheiten unserer realen Welt? Solche Eigenheiten sind natürlich nicht zu finden in den Verbindungen der Elemente, einfach, weil wir nicht erwarten können, dass ein Teil sich erhalten sollte, vom Anfang bis zum Ende, als Eigenschaft des Ganzen. Was sollen wir von einem Chemiker sagen, der, nachdem Wasser in seine Verbindungen zerlegt hat, in Wasserstoff und Sauerstoff, ohne in ihnen die besonderen Eigenschaften des Wassers zu finden, behaupten würde, dass dieses Wasser gar nicht existiert, als auch, dass Wasser niemals gefunden werden könnte? Was sollte man von einem Antiquar halten, der bei der Prüfung verteilter Dokumente keinen Sinn in jedem separaten Schreiben findet und daraufhin behauptet, dass es so etwas wie Sinn nicht gibt? Und hat nicht der Autor der „Psychophysiologie“ genau auf diese Weise gehandelt, wenn er die Existenz des freien Willens oder der Selbst-Spontaneität im Menschen leugnet, mit der Begründung, dieser unverwechselbare Eigenschaft der höchsten psychischen Tätigkeit fehlt in den es zusammensetzenden Elementen, die er analysierte?

Zweifellos von keinem separaten Stück Ziegel, Holz oder Eisen, von denen ein jedes einmal ein Teil eines Gebäudes war, welches in Trümmern liegt, wird man erwarten, dass es die kleinste Spur der Architektur des Gebäudes bewahrte – in den Händen des Chemikers, auf jeden Fall, in denen eines „Psychometers“ – übrigens eine Fähigkeit, die weit stärker das Gesetz der Erhaltung der Energie zeigt, als jede Naturwissenschaft – zeigt ihrem Wirkenden so viel in den subjektiven und psychischen Welten, wie auf den objektiven und materiellen Ebenen. Die Entstehung von Ton, auf dieser Ebene, kann zurückverfolgt werden zu der gleichen Bewegung, und die gleiche Korrelation der Kräfte ist im Spiel während dieses Phänomens, wie auch in dem Fall jeder anderen Manifestation. Soll die Physiker, welcher den Ton in seine Klangverbundelemente von Schwingungen zersetzt hat und nicht in ihnen jede Harmonie oder spezielle Melodie findet, die Existenz der letzteren leugnen? Und beweist dies nicht, dass die analytischen Verfahren sich ausschließlich mit den Elementen abgeben sollten und nicht mit ihren Kombinationen, führt es doch die Physiker sehr leichtfertig dazu über Bewegung zu sprechen, Vibration, und was nicht noch, um selbst jene Harmonie aus den Augen zu verlieren, die zweifelsfrei von Kombinationen der Bewegung oder „harmonischen Vibrationen“ erzeugt wird? Die direkte Kritik an der materialistischen Psychophysiologie lautet also auf der Vernachlässigung dieser überaus wichtigen Unterscheidungen, welche eine Pflicht jeder sorgfältigen Untersuchung von Tatsachen selbst bei der Untersuchung einfachster physikalischer Phänomene ist, um wie viel mehr sollte es also beachtet werden, wenn so komplexe und wichtige Fragen wie psychische Kräfte und Fähigkeiten zur Beantwortung anstehen?

Und doch in den meisten Fällen werden alle diese wesentlichen Unterschiede übersehen und die analytische Methode wird in einer höchst willkürlich und voreingenommenen Art und Weise angewendet. Was Wunder also, wenn bei der Durchführung die psychischen Wirkung auf ihre Grundelemente der Bewegung zurückzuverfolgen, sie der Psychophysiologe während dieses Prozesses aller wesentlichen Merkmale beraubend, es zerstört und nachdem er es zerstört hat, es nur nahe liegend ist, dass er nicht mehr finden kann, was nicht länger vorhanden ist. Er vergisst, kurz gesagt, oder er ignoriert eher absichtlich die Tatsache, dass wie alle anderen Phänomene auf der materiellen Ebene, auch psychische Erscheinungen in ihrer finalen Analyse mit der Welt der Schwingung in Verbindung gebracht werden müssen („Ton“ als die Basis des universellen Akasha), und, bezüglich ihrer Herkunft, gehören sie zu einer anderen, einer höheren Welt der HARMONIE. Elpay hat ein paar gewichtige Sätze vorgebracht gegen die Annahmen jener, die er „Psycho-Physiologen“ nennt und die es Wert sind, angeführt zu werden.

Unbewusst ihrer Fehler, identifizieren die Psycho-Physiologen die verbindenden Elemente der psychischen Aktivität mit dieser Tätigkeit selbst: Daher die Schlussfolgerung aus der Sicht der analytischen Methode, dass die höchste, unverwechselbare Besonderheit der menschlichen Seele – freier Wille, Spontaneität – eine Illusion ist, und keine psychische Realität. Aber wie wir gerade gezeigt haben, hat eine solche Identifizierung nicht nur nichts mit exakter Wissenschaft zu tun, sondern ist einfach unzulässig, weil es allen grundlegenden Gesetzen der Logik widerspricht, infolgedessen alle diese Schlussfolgerungen, welche von der genannten Identifikation hervorgehen, sich in Luft auflösen. So psychische Aktionen in erster Linie zur Bewegung zu verfolgen, bedeutet in keiner Weise, die „Illusion des freien Willens“ zu beweisen. Und, wie im Fall von Wasser, deren spezifische Eigenschaften nicht ihrer Realität entzogen werden, auch wenn sie nicht in ihren verbindenden Gases gefunden werden können, so ist es auch in Hinblick auf die spezifische Eigenschaft der psychischen Aktion: Spontaneität kann die psychische Realität nicht verweigert werden, wenn diese Eigenschaft nicht in den finiten Elementen enthalten sind, in die sie der Psycho-Physiologe in seiner besprochenen Tätigkeit unter seiner geistigen Skalpell zerstückelt.

Diese Methode ist „ein besonderes Merkmal der modernen Wissenschaft in ihrem Bestreben, Untersuchung über die Natur verschiedener Objekte anzustellen, um so ihren Anspruch detaillierter Beschreibungen ihrer Entwicklungen zu befriedigen“, sagt G. T. Ladd. Und der Autor von „The Elements of of Physiological Psychology“ ergänzt:

Der universelle Prozess des „Werdens“ ist fast personifiziert und vergöttlicht, um sie zum wahren Grund aller endlichen und konkrete Existenz zu machen....Der Versuch wird unternommen, die so genannte Entwicklung des Geistes, auf die Entwicklung der Substanz des Gehirns zu beziehen, unter rein physikalische und mechanische Ursachen. Dieser Versuch, bestreitet dann, dass irgendein wirkliches einheitliches Sein welches Geist genannt wird existiert, der bedingt, diesen Prozess der Entwicklung als einen nach seinen eigenen Gesetzen ablaufenden annehmen zu müssen... Auf der anderen Seite, sind alle Versuche, für die ordnungsgemäße Zunahme der Komplexität und Umfang der geistigen Erscheinungen durch die Verfolgung der physischen Entwicklung des Gehirns für viele Köpfe völlig unbefriedigend. Wir haben keine Bedenken, uns unter diese Köpfe einzureihen. Diese Tatsachen der Erfahrung, die eine Korrespondenz in der Reihenfolge der Entwicklung des Körpers und des Geistes zeigen, und sogar eine gewisse notwendige Abhängigkeit der letzteren von der ersteren, werden, natürlich, eingestanden, aber sie sind ebenso kompatibel mit einem anderen Blick auf die Entwicklung des Geistes. Diese andere Ansicht hat die zusätzlichen Vorteile, die sie Platz macht für viele andere Tatsachen der Erfahrung, die sehr schwer mit jeder materialistischen Theorie versöhnt werden können. Im Großen und Ganzen erfordert die Geschichte der jeweils individuellen Erfahrungen die Annahme, dass eine reale Einheit (ein Verstand [mind]) sich in einem Prozess der Entwicklung befindet, in Bezug auf die Bedingungen der Änderungen oder die Entwicklung des Gehirns und dennoch in Übereinstimmung mit seiner eigenen Art von Gesetz. (S. 616)

Wie sehr sich diese letzte „Annahme“ der Wissenschaft den Lehren der okkulten Philosophie nähert, wird in Teil II dieses Artikels aufgezeigt. Inzwischen können wir mit einer Antwort auf den neuesten materialistischen Trugschluss schließen, der sich in wenigen Worten zusammenfassen lässt. Da jede psychische Wirkung als Basis die Nerven-Elemente hat, deren Existenz postuliert [ist], und ohne die es nicht wirken kann; und da die Aktivität der Nervenelemente Molekularbewegung sind, gibt es keine Notwendigkeit eine besondere und psychische Kraft für die Erklärung, wie unser Gehirn arbeitet, zu erfinden. Freier Wille würde die Wissenschaft zwingen, einen sichtbaren „Free-Willer“, einen Schöpfer dieser besonderen Kraft zu postulieren. Wir stimmen dem zu: „nicht die geringste Notwendigkeit“ eines Schöpfer „dieser speziellen“ oder jede anderen Kraft. Auch hat niemand je eine solche Absurdität behauptet. Sondern zwischen der Schöpfung und Führung gibt es einen Unterschied und letzteres impliziert auf keine Art und Weise irgendeine Schöpfung der Energie der Bewegung, oder gar von irgendeiner besonderen Energie. Psychischer Geist (im Gegensatz zu Manas oder noetischen Geist) wandelt nur diese Energie des „einheitlichen Seins“ [„unit being“] in Übereinstimmung von „Natur und Gesetz seiner eigenen Art“, um Ladds gelungenen Ausdruck zu verwenden. Das „einheitliche Sein“ schafft nichts, sondern verursacht nur eine natürliche Korrelation sowohl nach den physikalischen als auch eigenen Gesetzen, die Kraft verwendend, ihre Richtung lenkend, die Wege welche sie geht wählend und zur Handlung stimulierend. Und, wie seine Tätigkeit sui generis [eigener Art] ist, und unabhängig, trägt sie diese Energie aus dieser Welt der Disharmonie in die eigene Sphäre der Harmonie.

Wäre es nicht unabhängig konnte es so nicht handeln. Wie es aussieht, ist die Freiheit des menschlichen Willens über jeden Zweifel erhaben. Daher ist dies, wie bereits bemerkt, keine Frage der Schöpfung, sondern einfach von Führung. Sagen wir etwa, nur weil der Matrose am Steuer nicht den Dampf in der Maschine erzeugt, er würde nicht das Schiff lenken? Und weil wir uns weigern, die Irrtümer von einigen Psychophysiologen als das letzte Wort der Wissenschaft zu akzeptieren, liefern wir deshalb einen neuen Beweis dafür, dass der freie Wille eine Halluzination ist? Wir lachen über die animalische Idee. Wie weit mehr wissenschaftlich und logisch, abgesehen davon, wie weitaus mehr poetisch, ist da doch die Lehre in der Kathopanishad, die in einer sehr schön beschreibenden Metapher sagt, dass: “Die Sinne die Pferde sind, der Körper ist der Wagen, Gemüt [mind] (Kama-Manas) sind die Zügel und der Intellekt (oder freie Wille) der Wagenlenker.“ Wahrlich, da ist mehr exaktere Wissenschaft in weniger wichtigeren Upanishaden, kompiliert vor Tausenden von Jahren, als in all den Schwärmereien der modernen materialistischen „physikalischen Biologie“ und „Psychophysiologie“ zusammen!

II.

Nachdem wir nun erklärt haben, mit was und warum wir Okkultisten nicht mit der materialistischen physiologischen Psychologie einverstanden sind, können wir uns nun dem Unterschied zwischen psychischen und noetischen geistigen Funktionen widmen – die noetische ist von der offiziellen Wissenschaft nicht anerkannt.

Darüber hinaus verstehen wir Theosophen die Begriffe „psychische“ und „Psyche“ etwas anders als die durchschnittliche Öffentlichkeit, Wissenschaft und sogar Theologie, letztere gibt dem eine Bedeutung, die sowohl Wissenschaft als auch die Theosophie zurückweist, und die übrige Öffentlichkeit hat im Allgemeinen eine sehr verschwommene Vorstellung von dem, was wirklich mit den Begriffen gemeint ist. Für viele besteht nur wenig, wenn überhaupt, ein Unterschied zwischen „Psyche“ und „psychologisch?“, beide Wörter stehen in irgendeiner Weise mit der menschlichen Seele im Zusammenhang. Einige moderne Metaphysiker haben weise zugestimmt, das Wort Geist (Pneuma) von Seele (Psyche) zu trennen, eines der rationale, spirituelle Teil, das andere – Psyche – das lebendige Prinzip im Menschen, der Atem, der ihn bewegt oder animiert (von Anima, Seele). Doch wenn das so ist, wie kann man dann den Tieren eine Seele verweigern? Diese sind, nicht weniger als Menschen, mit dem gleichen Prinzip des fühlenden Lebens begabt, dem Nephesh des zweiten Kapitels der Genesis.

Die Seele ist bei weitem nicht der Verstand/Geist [mind], noch kann ein Idiot, der des letzteren beraubt ist, ein „seelenloses“ Wesen genannt werden. Um es wie die Physiologen zu beschreiben, die menschliche Seele bezüglich ihrer Beziehungen zu den Sinnen und Begierden, Wünschen und Leidenschaften, ist dem Mensch wie Unmensch gemeinsam und verleiht ihm gottgleichen Intellekt, mit spirituellen und rationalen Fähigkeiten, deren Quelle in einer übersinnlichen Welt liegt – ein Thema über das für immer ein Schleier eines undurchdringlichen Geheimnisses geworfen ist. Doch in der modernen Wissenschaft beziehen sich „Psychologie“ und „Psyche“ nur auf Bedingungen des Nervensystems, wobei geistige Phänomene allein auf molekulare Bewegung zurückverfolgt werden. Der höhere noetische Charakter des Geist-Prinzips wird vollständig ignoriert und sogar als „Aberglaube“ von beiden, Physiologen und Psychologen, abgelehnt. Die Psychologie, in der Tat, hat sich in vielen Fällen zu einem Synonym für die Wissenschaft der Psychiatrie entwickelt. Daher sind die Schüler der Theosophie gezwungen, die vollkommen abweichende Lehre zu adaptieren, der die altehrwürdigen Philosophien des Ostens zugrunde liegt. Wie es sich damit genau verhält, kann folgend festgestellt werden.

Um die vorgenannten Argumente und diejenigen, welche folgen werden, besser zu verstehen wird der Leser aufgefordert, sich dem Editorial der September-Ausgabe des Luzifer („The Dual Aspect of Wisdom“, S. 3) zuzuwenden und sich vertraut zu machen mit dem doppelten Aspekt von dem, was von St. James in seinem dritten Epistel als „die teuflische, irdische Weisheit“ und die „Weisheit von oben“ bezeichnet wird. In einem anderen Editorial „Kosmic Mind“ (April 1890) wird auch festgestellt, dass die alten Hindus jede Zelle im menschlichen Körper mit Bewusstsein begabt haben, jeder den Namen eines Gottes oder einer Göttin gebend, von Stoffatomen sprechend (einer der Namen von Brahma ist anu oder „Atom“) als „unabhängige Einheit“ und jede Zelle als eine “bewusste Einheit“ betrachtend. Das erklärt, dass solche Atome sich nicht früher gruppieren, um Zellen zu bilden, bevor letztere mit Bewusstsein begabt werden, jede nach ihrer eigenen Art, und mit freien Willen innerhalb der Grenzen des Gesetzes zu handeln. Auch sind wir nicht ganz der wissenschaftlichen Beweise für solche Aussagen beraubt, wie die beiden oben genannten Editorials beweisen. Mehr noch als das, wird ein gelernter Physiologe der goldenen Minderheit, heutzutage, darüber hinaus schnell zu der Überzeugung kommen, dass das Erinnerungsvermögen keinen Sitz hat, kein besonderes „Organ“ im menschlichen Gehirn, sondern dass es seinen Sitz in jedem Organ des Körpers hat.

„Es besteht kein guter Grund, um vom Vorhandensein eines besonderen Organs oder Sitz des Erinnerungsvermögens zu reden“, schreibt Professor GT Ladd. „Jedes Organ, in der Tat, jeder Bereich und jede Grenze des Nervensystems hat seine eigene Erinnerung.“ (S. 553 loc. cit.).

Der Sitz des Erinnerungsvermögen [memory], ist sicherlich weder hier noch dort, sondern überall im menschlichen Körper. Und dessen Organ im Gehirn lokalisieren zu wollen, bedeutet, die Schatten des „universellen Gemüts“ und dessen zahllosen Strahlen (die Manasaputras), welche jeden rationalen Sterblichen begaben, zu begrenzen und zu schrumpfen. Wir schreiben zunächst einmal für Theosophen und kümmern uns daher weniger um die Vorurteile der Materialisten, die dies lesen und bei der Erwähnung eines „universellen Gemüts“ und der höheren noetischen Seele des Menschen verächtlich ihre Nase rümpfen.

Aber, was ist das Erinnerungsvermögen, fragen wir? „Sowohl Darstellung der Sinne und Bilder der Erinnerung, welche vorübergehende Zustände des Bewusstseins sind“, wird uns geantwortet. Aber was ist Bewusstsein selbst – fragen wir wiederum. „Wir können Bewusstsein nicht definieren“, sagt Professor Ladd (in Elements of Physiological Psychology). So ist das, und wir sind aufgefordert mit physiologische Psychologie durch die Umwandlung der verschiedenen Zustände des Bewusstseins der privaten und nicht überprüfbaren Hypothesen anderer Leute, die „Fragen der Gehirnphysiologie, wo Experten und Novizen gleichermaßen unwissend sind“, um die spitze Bemerkung des genannten Autors zu verwenden – selbst zu beantworten. Hypothese um Hypothese, dann, dürfen wir auch zu den Lehren unserer Seher halten, als zu den Vermutungen derer, die beides, die Seher und ihre Weisheit, leugnen. Das um so mehr, als wir von dem gleichen ehrlichen Mann der Wissenschaft gesagt bekommen, dass „wenn Metaphysik und Ethik ihre Fakten und Schlussfolgerungen nicht richtig der Wissenschaft der physiologischen Psychologie diktieren können... kann wiederum diese Wissenschaft nicht richtig der Metaphysik und Ethik die Schlussfolgerungen diktieren, welche sie anhand der Tatsachen des Bewusstseins darstellen sollte, so sollten sie sich öffentlich zu ihren Mythen und Fabeln nur im Gewand gut festgestellter Geschichte der Hirnprozesse bekennen.“ (S. 544)

Nunmehr, seit die Metaphysik der okkulten Physiologie und Psychologie innerhalb des sterblichen Menschen ein unsterbliche Wesenheit postuliert, „göttlichen Geist“ oder Nous, dessen blasse und zu oft verzerrte Reflexion das ist, was wir als „Gemüt“ [mind] und Intellekt im Menschen bezeichnen – annähernd ein Entität, getrennt von ersteren [göttlicher Geist] während der Zeit jeder Inkarnation – sagen wir, dass die zwei Quellen des „Erinnerungsvermögens“ [memory] in diesen beiden „Prinzipien“ zu finden sind. Diese beiden unterscheiden wir als höheres Manas (Geist oder Ego) und Kama-Manas, d. h. der rationale, irdische oder körperliche Intellekt des Menschen, verpackt in und gebunden durch die Materie, und deshalb unter dem Einfluss der Materie: das all-bewusste SELBST, dass was periodisch inkarniert – wahrlich, das fleischgewordene WORT! – und das immer das gleiche ist, während das reflektierte „Double“ mit jeder neuen Inkarnation und Persönlichkeit wechselt, ist, deshalb, bewusst für eine Lebensperiode.

Letzteres „Prinzip“ ist das niedere Selbst oder das, was sich durch unser organisches System manifestiert, auf dieser Ebene der Illusion handelt, sich selbst als Ego Sum [Ich bin] vorstellt und somit in das fällt, was die buddhistische Philosophie als „Irrlehre des Getrenntseins“ brandmarkt. Ersteres nennen wir INDIVIDUALITÄT, letzteres Persönlichkeit. Vom ersten kommen alle noetischen Elemente, vom zweiten die psychischen, d. h. bestenfalls die „irdische Weisheit“, da es von allen chaotischen Impulsen der menschlichen oder besser tierischen Leidenschaften des lebenden Körpers beeinflusst wird.

Das „höhere Ego“ kann nicht direkt auf den Körper wirken, da sein Bewusstsein eine ganz andere Ebene angehört und den Ebenen der Ideation: Das „niedere“ Selbst handelt: Und seine Handeln und Verhalten ist abhängig von seinem freien Willen und seiner Wahl, ob es mehr in Richtung des Elternteils („Vater im Himmel“) tendiert oder zum „Tier“, welches ihm [körperlich] zu Grunde liegt, der Mensch aus Fleisch. Das „höhere Ich“ als Teil der Essenz des UNIVERSELLEN GEMÜTS ist bedingungslos allwissend auf seiner eigenen Ebene, jedoch nur potentiell so innerhalb der irdischen Sphäre, da es allein durch seine Alter Ego handelt – dem persönlichen Selbst. Nun, obwohl das Erstere das Fahrzeug allen Wissens der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft ist, und obwohl es von diesem Urquell stammt, dass seinem „Doppel“ gelegentliche Einblicke gewährt in das, was über die Sinne des Menschen hinausgeht, und sie auf bestimmte Gehirnzellen überträgt (der Wissenschaft unbekannt in ihren Funktionen), wodurch der Mensch einen Seher, ein Wahrsager und ein Prophet wird, haben doch die Erinnerung an vergangene Ereignisse – vor allem der irdischen –ihren Sitz allein im persönlichen Ego.

Keine Erinnerung einer reinen täglichen Lebens-Funktion, physischer, egoistischer oder von niedrigerer mentaler Natur – wie z. B. Essen und Trinken, Genuss von persönlichen sinnlichen Freuden, die Abwicklung von Geschäften zu Lasten des Nachbarn, etc. pp. – sollte mit dem „höheren“ Gemüt oder Ego in Verbindung gebracht werden. Auch hat es keine direkten Beziehungen auf dieser physischen Ebene weder mit unserem Gehirn noch mit unserem Herzen – denn diese beiden sind Organe einer höheren Kraft, als die der Persönlichkeit – sondern nur mit leidenschaftlichen Organen, wie der Leber, dem Magen, Milz, usw. So ist es nur naheliegend, dass die Erinnerung an bestimmte Ereignisse zuerst in dem Organ erwachen müssen, welches die Aktion, an die erinnert werden soll, ursprünglich indizierte, um es dann unserem „sinnlichen denken“ zu vermittelt, das völlig verschieden ist vom „übersinnsinnlichen“ denken. Es sind nur die höheren Formen des Letzteren, die über-bewussten psychischen Erfahrungen, die mit dem zerebralen und Herz-Zentrum korrelieren kann. Die Erinnerungen an die körperlichen und egoistischen (oder persönlichen) Taten, auf der anderen Seite, zusammen mit den mentalen Erfahrungen der irdischen Natur und der irdischen biologischen Funktionen, können, notwendig, nur mit der molekularen Beschaffenheit der verschiedenen „kamischen Organe“ korrelieren und mit den „dynamischen Verbindungen oder Assoziationen“ der Elemente des Nervensystems in jedem einzelnen Organ.

Wenn daher Professor Ladd, nachdem er gezeigt hat, dass jedes Element des Nervensystems einen eigenen Speicher hat, ergänzt –

diese Darstellung gehört zum Wesen jeder Theorie, die bewusste geistige Reproduktion nur für eine Form oder Phase der biologischen Tatsache des organischen Erinnerungsvermögens hält.

muss er in solche Theorien auch die okkulte Lehre einbeziehen. Denn kein Okkultist könnte eine solche Lehre richtiger ausdrücken, als der Professor, der sagt, um mit seiner Argumentation abzuschließen:

Wir sollten richtiger sagen, der Speicher [oder das Erinnerungsvermögen] der Endorgane der Sehkraft oder des Hörvermögens, der Speicher des Rückenmarks und der verschiedenen so genannten ‚Zentren’ der reflexiven [widerspiegelnden] Handlungen, welche dem Akkord des Gedächtnisses dem verlängerte Mark, dem Kleinhirn, etc. zugehören.

Dies ist die Essenz der okkulten Lehre – auch in den Tantra-Werken. In der Tat, jedes Organ in unserem Körper hat einen eigenen Speicher. Denn wenn es mit einem Bewusstsein „eigener Art“ ausgestattet ist, muss notwendig jede Zelle auch eine Erinnerung seiner eigenen Art besitzen, wie ebenfalls seine eigenen psychischen und noetischen Aktionen. Als Reaktion auf die Berührung sowohl einer physischen und metaphysischen Kraft , der Impuls der von der psychischen (oder psychomolekularen) Kraft gegeben wird, wirkt von außen [nach] innen, während die der noetischen (nennen wir sie spiritual-dynamische?) Kraft von innerhalb [nach außen] wirkt; denn, so wie unser Körper die Hülle der innen „Prinzipien“ ist, von Seele, Geist, Leben, etc., so ist das Molekül oder die Zelle des Körpers, in dem seine „Prinzipien“ wohnen, die (unserer Sinne und unserem Verständnis nach) nicht wahrnehmbaren Atome, welche die Zelle zusammensetzen.

Die Aktivität der Zelle und deren Verhalten werden entweder durch die nach innen oder außen wirkende oder von der noetischen oder psychischen Kraft bedingt, ersteres hat keine [direkte] Beziehung zu den physischen Zellen. Deshalb, während letzteres unter dem unvermeidlichen Gesetz der Erhaltung und Korrelation physischer Energie agiert, agieren die Atome – welche psycho-spirituelle und nicht physikalische Einheiten sind – nach Gesetzen ihrer eigenen Art, so wie Professor Ladds „Einheitliches Wesen“ – welches unser „Mind-Ego“ ist – in seiner sehr philosophischen und wissenschaftlichen Hypothese. Jedes menschliche Organ und jede Zelle in letzteren, hat eine eigene Tastatur, wie bei einem Klavier, nur dass es Empfindungen sendet, anstelle von Tönen. Jede Taste enthält das Potential von gut oder schlecht, der Herstellung von Harmonie oder Disharmonie. Dies hängt ganz von dem Impuls ab, der gegeben wird und die Kombinationen die erzeugt werden; auf die Kraft der Berührung des Künstlers bei der Arbeit, einer „doppelgesichtigen Einheit“, für wahr.

Und es ist die Handlung/Wirkung [action] dieses oder des anderen „Gesichtes“ der Einheit, die die Natur und den dynamischen Charakter der manifestierten Phänomenen als resultierende Aktion bestimmt, und das, sei sie nun körperlich oder geistig. Die Gesamtheit der Menschen wird durch diese doppelseitige Einheit geführt. Wenn der Impuls von der „übergeordneten Weisheit“ kommt und die Kraft noetisch oder spirituell angewandt wird, werden die Handlungen bzw. deren Ergebnisse auch dem göttlichen Beweger würdig sein; wenn [der Impuls] von der „irdischen, teuflischen Weisheit“ (psychische Kraft) [kommt und in dieser Art und Weise angewandt wird], werden die Aktivitäten des Menschen egoistisch sein und sich ausschließlich auf die Erfordernisse seiner körperlichen, daher tierischen Natur beschränken. Das vorgebrachte mag dem durchschnittlichen Leser als reiner Unsinn erscheinen, aber jeder Theosoph muss verstehen, wenn gesagt wird, dass es manasische sowie karmische Organe in ihm gibt, obwohl die Zellen seines Körpers auf beide antworten, physische und spirituelle Impulse.

Der durch den Materialismus so geschändete Körper und der Mensch selbst, ist der Tempel des Heiligen Grals, das Allerheiligste des Großartigsten, nein, von allen, der Geheimnisse der Natur in unserem Sonnensystem. Dieser Körper ist eine äolische Harfe, mit zwei Sätzen von Saiten; eine aus reinem Silber gemacht, die andere aus Darm. Wenn der Atem des göttlichen Gebots sanft über erstere streicht, wird der Mensch göttlich – aber die andere Seite fühlt es nicht. Sie braucht die Brise eines starken irdischen Windes mit tierischen Ausdünstungen getränkt, um seine Tier-Akkorde in Schwingung zu versetzten.

Es ist dies die Funktion des physikalischen, niederen Verstandes, um auf die physischen Organe und ihre Zellen einzuwirken; aber, es ist der höhere Geist allein, welche die Atome wechselwirkend in diesen Zellen beeinflussen kann, welche Interaktion allein in der Lage ist via „Rückenmark“ der Wirbelsäule, eine mentale Repräsentation spiritueller Ideen hervorzurufen in zudem ferner aller Objekte auf dieser materiellen Ebene. Die Phänomene des göttlichen Bewusstseins die unserer Meinung nach als Aktivitäten auf einer anderen und einer höheren Ebene betrachtet werden können, arbeiten durch etwas weniger substanzielles, als die sich bewegenden Moleküle des Gehirns. Dies kann nicht als einfache resultierende des physiologischen Prozesses des Gehirns erklärt werden, wie überhaupt letztere nur konditionieren oder [durch den höheren Geist] eine endgültige Form für Zwecke der konkreten Manifestation erhalten. Der Okkultismus lehrt, dass die Leber- und Milz-Zellen unterwürfig gegenüber den Wirkung des „persönlichen“ Verstandes sind, wohingegen das Herz das Organ ist, durch welches par excellence das „höhere“ Ego wirkt – durch das niedere Selbst.

Auch kann die Visionen oder Erinnerung rein irdischer Ereignisse nicht direkt durch die geistige Wahrnehmung des Gehirns übertragen werden – der Direktempfänger der Eindrücke des Herzens. Alle diese Erinnerungen müssen zuerst durch ein Erwachen in den Organen angeregt werden, die die Urheber sind, wie bereits gesagt, der verschiedenen Ursachen, die zu Ergebnissen führen, oder, die direkten Empfänger und Teilnehmern der Letzteren.

In anderen Worten, wenn die so genannte „Verbindungen/Assoziationen der Ideen“ viel mit der Erweckung des Erinnerungsvermögens zu tun haben, haben die Wechselwirkung und konsistenten Zusammenhänge zwischen der persönlichen „Gemüts-Intentität“ und den Organen des menschlichen Körpers weit mehr damit zu tun. Ein hungriger Magen erinnert an die Vision eines vergangenen Banketts, weil seine Erfahrung als Erinnerung wiederholt und reflektiert wird im persönlichen Gemüt. Aber noch bevor die Erinnerung des persönlichen Selbst die Vision von den Tafeln [tablets] ausstrahlt, worin die Erfahrungen des täglichen Lebens gespeichert sind – bis in minutiöse Details – hat die Erinnerung des Magens bereits die gleichen hervorgerufen. Und so ist es mit allen Organen des Körpers. Sie sind es, die ursprünglich in Übereinstimmung mit ihren tierischen Bedürfnissen und Wünschen mittels elektro-vitalen Funken, das Feld des Bewusstseins des niederen Ego beleuchten, und es sind diese Funken, die ihrerseits die Erinnerungen in ihm erwecken.

Der ganze menschliche Körper ist, wie gesagt, ein großer Resonanzboden, in dem jede Zelle eine lange Geschichte der Erfahrungen trägt und mit ihrem Mutterorgan verbunden ist, und jede Zelle hat einen Speicher und ein Bewusstsein seiner eigenen Art oder nennen sie es Instinkt, wenn sie so wollen. Diese Eindrücke werden, je nach der Natur des Organs, physikalisch, psychisch oder mental sein, je nach dem, ob sie sich auf diese oder eine andere Ebene beziehen. Sie werden als „Bewusstseinszustände“ bezeichnet nur in Ermangelung eines besseren Ausdrucks – wie sie auch Zustände instinktiven [triebhafter], mentalen und rein abstrakten oder spirituellen Bewusstseins sind. Es lassen sich alle diese „psychischen“ Aktionen zur Gehirn-Wirkung zurückzuverfolgen, nur deshalb, weil in diesem Herrenhaus namens menschlicher Körper das Gehirn die Fronttür ist, und die einzige, die den Weltraum eröffnet. Alle anderen sind Innentüren, Öffnungen in den privaten Gemächern, durch die unaufhörlich die Sendemittel der Erinnerung und Empfindung reisen. Die Klarheit, die Lebendigkeit und Intensität dieser hängen von den Gesundheitszustand und der organischen Solidität des Übermittlers [transmitter] ab. Aber ihre Realität, im Sinne der Richtigkeit oder Korrektheit, haben sie von dem „Prinzip“ von welchem sie stammen, und vom Übergewicht im niederen Manas, des noetischen oder des „kamisch“ irdischen Elements.

Denn, wie der Okkultismus lehrt, so wie die höhere Gemüts-Entität – die permanente und unsterbliche – von der göttlichen Essenz der homogenen „Alaya-Akasha“ ist (ein anderer Name für das universelle Gemüt) oder Mahat – so ist seine Reflexion, das persönliche Gemüt, als ein zeitlich begrenztes/vorläufiges/intermistisches [temporary] „Prinzip“, aus der Substanz des Astrallichts. Als ein reiner Strahl und „Sohn des Universal-Gemüts“, könnte es keine Funktionen im Körper durchführen und wäre machtlos gegenüber den stürmischen Organen der Materie. Folglich, ist seine [niederes Manas] innere Konstitution manasisch und seinen „Körper“, oder besser funktionierende Essenz heterogen und mit Astrallicht durchdrungen, dem untersten Element des Ethers. Es ist ein Teil der Mission des manasischen Strahls [niederes Manas], sich nach und nach des blinden, trügerischen Elements zu entledigen [Astrallicht], das, obwohl es aus ihm ein aktives geistiges Wesen auf dieser Ebene macht, es ihm immer noch in so engem Kontakt mit der Materie bringt, dass es in seiner göttlichen Natur völlig benebelt ist und seine Intuitionen verdummt.

Das führt uns nun zur Betrachtung des Unterschieds zwischen der reinen noetischen und den irdischen psychischen Visionen des Sehers bzw. der Medialität der Medien. Ersteres kann durch eines von zwei Mitteln erhalten werden; (a) über den Zustand des Paralysierens des Gedächtnisses und des instinktiven, selbständigen Handelns aller materieller Organe und sogar Zellen im Körper aus Fleisch mittels Wille, eine Handlung, die, sofern einmal das Licht des Höheren Ego für immer die leidenschaftliche Art des persönlichen, niedrigeren Egos verbraucht und unterworfen hat, relativ einfach ist, jedoch einen Adepten erfordert; und (b) eine Wiedergeburt zu sein von einem, der in seinem früheren Leben durch extreme Reinheit des Lebens und die Bemühungen in die richtige Richtung fast einen Yogi-Zustand der Heiligkeit erreicht hat. Es gibt auch eine dritte Möglichkeit des Erreichens mystischer Visionen der Ebene des höheren Manas, aber dies geschieht nur gelegentlich und ist nicht vom Willen des Sehers abhängig, sondern von der extremen Schwäche und Erschöpfung des materiellen Körpers durch Krankheit und Leiden. Die Seherin von Prevorst [Friederike Hauffe, geb. Wanner, 1801-1829] war ein Beispiel für den letzteren Fall, und Jakob Böhme der zweiten Kategorie.

In allen anderen Fällen der anormalen Seherschaft, des so genannten Hellhörens, Hellsehens und Trancen, handelt es sich einfach um – Medialität. Kommen daher zur Frage, was ein Medium ist. Der Begriff Medium, wenn er nicht einfach Dinge oder Objekte bezeichnet, ist eine Person, durch welche die Wirkung einer anderen Person oder eines Wesen entweder manifestiert oder übertragen wird. Spiritisten glauben an die Kommunikation mit körperlosen Geistern, und dass sich mittels beeindruckter Sensitiver, von diesen Wesen „Botschaften“ manifestieren; sie betrachten Medialität als ein Segen und ein großes Privileg. Wir Theosophen, auf der anderen Seite, die nicht an diese „Gemeinschaft der Geister“ glauben, wie es Spiritisten tun, betrachten das Geschenk als eine der gefährlichsten abnormen Nervenkrankheiten. Ein Medium ist einfach ein Mensch, in dessen persönlichem Ego, oder irdischen Geist (Psyche), der Anteil des „Astral“-Lichts, so überwiegt, dass dessen gesamte körperliche Verfassung damit imprägniert ist. Jedes Organ und jede Zelle wird dabei angepasst [attuned], so zu sagen, und so einer enormen und abnormen Spannung ausgesetzt. Der Geist ist immer auf der Ebene, und ganz eingetaucht in, dass trügerische Licht, dessen Seele göttlich ist, aber deren Körper die Lichtwellen auf den unteren Ebenen, höllisch sind, denn sie sind nur die schwarzen und entstellten Reflexionen der Erinnerungen der Erde [irdisches Astrallicht, in dem die niederen Bewusstseinsinhalte gespeichert werden]. Das ungeübte Auge der Armen sensiblen kann nicht den dunklen Nebel durchdringen, den dichten Nebel der irdischen Ausstrahlungen, um hindurch in das Strahlungsfeld der ewigen Wahrheiten zu sehen.

Seine Vision ist unscharf. Seine Sinne, die von seiner Geburt an gewöhnt wurden, wie die von einem Muttersprachler der Londoner Slums, an Gestank und Dreck, den unnatürlichen Verzerrungen der Blicke und Bilder auf den kaleidoskopischen Wellen der Astralebene – sind nicht in der Lage, das Wahre vom Falschen zu unterscheiden. Und so erscheinen ihm die blassen seelenlose Leichen der in den weglosen Bereichen von „Kama Loka“ wandernden, als Lebensbilder der „lieben Verstorbenen“ und diejenigen sind es, die als gebrochene Echos vergangener menschlicher Stimmen, durch seinen Geist, ihm gut abgestimmte Sätze suggerieren, die er wiederholt, in der Unwissenheit, dass ihre endgültige Form und ihr Schein nur aus den innersten Tiefen seiner eigenen Erinnerungen stammen.

Und deshalb ist seine Sicht und sein Gehör erfüllt von dem, was, wenn er es in seiner wahren Natur sehen würde, ihm mit einem kalten Schauer des Schreckens erfüllen würde, mit einem Gefühl der Glückseligkeit und des Vertrauen. Er glaubt wirklich, dass die unermesslichen Ausblicke die ihm gezeigt werden, die wirkliche geistige Welt sind, der Aufenthaltsort der Seligen körperlosen Engel.

Wir beschreiben die Grundzüge der wichtigsten Merkmale und Fakten der Medialität, wobei es keinen Platz in einem solchen Artikel für bestimmte Ausnahmefälle gibt. Wir lehren – nachdem ich leider in einer Periode des Lebens persönlich durch solche Erfahrungen gegangen bin – dass Medialität alles in Allem eines der gefährlichsten psychischen Erfahrungen ist und wenn unterschiedslos akzeptiert, führt es nicht nur zur Täuschung anderer, denn das Medium ist das erste Opfer von Selbsttäuschung. Darüber hinaus ist eine zu enge Verbindung mit der „alten irdischen Schlange“ sehr ansteckend. Die odischen und magnetischen Ströme des Astrallichts führen oft zum Mord, Trunkenheit, Unsittlichkeit und, wie Eliphas Lévi ausdrückt, die nicht ganz reiner Natur sind „können Hals über Kopf angetrieben werden durch die in diesem Licht in Bewegung gesetzten blinden Kräfte“ – durch die Fehler und Sünden die diesen [astralen] Wellen [vom Menschen] auferlegt sind. Und so bestätigt der große Magier des 19.Jahrhunderts das Vorherige, wenn er vom Astrallicht spricht:

Wir haben gesagt, dass zwei Dinge notwendig sind, um magische Kräfte zu erwerben: den Willen von aller Knechtschaft zu lösen, und ihn in kontrolliert auszuüben.
Der souveräne Wille (des Adepten) wird in unseren Symbolen von der Frau repräsentiert, die einer Schlange den Kopf zertritt, und vom strahlenden Engel, der den Drachen unterdrückt, und ihn unter seinem Fuß hält und einem Speer dargestellt, das große magische Mittel, die Dual-Strömung des Lichts, das Lebens- und Astral-Feuer der Erde, wurde in den alten Theogonien von der Schlange mit dem Kopf von einem Stier, ein Widder oder ein Hund symbolisiert. Es ist die doppelte Schlange des Heroldstabs [auch Hermesstab, später Merkurstab], es ist die alte Schlange der Genesis, aber es ist auch die eherne Schlange des Moses, um das Tau geschlungen, das heißt, die generative lingha [astral]. Es ist auch der Bock des Hexensabbat, und der Baphomet der Templer; es ist die Hyle der Gnostiker, es ist die Doppelschwanz-Schlange, die die Beine der Solar Hahn [solar cock] des Abraxas bildet: schließlich ist es der Teufel, des M. Eudes de Mirville. Aber in der Tat ist es die sehr blinde Kraft, die die Seelen (d. h. das niedere Manas oder Nephesh) zu erobern haben, um sich von den Fesseln der Erde zu befreien, denn wenn ihr Wille sich nicht von dieser fatalen Attraktion befreit, werden sie durch die Kraft, die sie hervorgebracht hat, absorbiert werden, und zu dem zentralen und ewigen Feuer zurückkehren. (Dogme et Rituel de la Haute Magie, quoted in Isis Unveiled)

Das „zentrale und ewige Feuer“ ist die Zersetzungskraft, welche nach und nach das Kama-Rupa verbraucht und verbrennt, oder die „Persönlichkeit“, im Kama-Loka, wohin sie nach dem Tod geht. Und wahrlich, werden die Medien von dem astralen Licht angezogen, welches die direkte Ursache für ihre persönlichen „Seelen“ ist, die absorbiert werden „von der Kraft, die sie produziert hat“, ihre irdischen Elemente. Und daher sagt uns der gleiche Okkultist:

Alle magischen Operationen bestehen darin sich selbst von den Windungen der alten Schlange zu befreien, dann den Fuß auf ihren Kopf zu stellen und sie nach eigenen Willen zu führen. „Ich werde dir“, sagt die Schlange, im Evangelium Mythos, „alle Königreiche der Erde geben, wenn du niederfallen und mich anbeten wirst.“ Die gerufen werden, sollten ihm antworten, „Ich werde mich nicht erniedrigen, aber du sollst zu meinen Füßen kriechen, du wirst mir nichts geben, aber ich will dich gebrauchen und nehmen, was ich will. Denn ich bin dein Herr und Meister!“ Und als solches, wird das persönliche Ego immer eins mit seinem göttlichen Elternteil, und teilt die Unsterblichkeit der Letzteren. Andernfalls...

Aber genug, wie auch immer. Selig ist, wer sich mit der dualen Kraft bei der Arbeit im ASTRAL-licht vertraut gemacht hat, dreimal gesegnet der, der gelernt hat, die noetischen von der psychischen Wirkungen des „doppelgesichtigen“ Gottes in ihm zu unterscheiden, und der um das Potenzial seines eigenen Geistes – oder seiner „Seelendynamic“ weiß.

H. P. Blavatsky, Luzifer, Vol. VII, Oktober, November, 1890

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